Bei Begriffen aufgepasst
Mit Gehrung kann sowohl die Drehung des Sägetischs wie auch die Neigung des Sägeblatts gemeint sein.
Wer ohne große Vorkenntnisse eine Zug-Kappsäge mit Gehrung für den Hobbykeller heraussuchen möchte, stolpert unversehens in einen Dschungel aus Begriffen, Winkeln und Millimeterangaben. Die Angaben der Hersteller sind oft uneinheitlich und für den Verbraucher erst einmal verwirrend. Wir werden in unserer Kaufberatung etwas Licht ins Dunkel werfen, damit Sie sich besser zurechtfinden und beginnen dafür mit den Winkelangaben.
Bei einer Kappsäge kann an zwei unterschiedlichen Stellen der Schnittwinkel verändert werden. Beide Einstellmöglichkeiten werden gemeinhin als Gehrung bezeichnet, was zunächst irritiert. Dabei sind sie eigentlich nicht kompliziert.

Hier sehen wir eine Einhell-Zug-, Kapp- und Gehrungssäge „TE-SM 2534 Dual“ mit einem 250 mm großen Sägeblatt, das es im Leerlauf auf 5100 U/min bringt.
1.1. Horizontal: Ein guter Sägetisch schafft mehr als 45°
Die erste Gehrung entsteht durch den Drehteller, auf welchem der obere Teil der Säge montiert ist. Diese Einstellung wird auch als horizontale Gehrung bezeichnet. Drehen Sie diese Platte nach links oder rechts, damit das Werkstück schräg eingeschnitten wird.
Eine günstige Zug-, Kapp- und Gehrungssäge kann auf dem Drehteller um 45 Grad nach links oder rechts bewegt werden, bei hochwertigen Produkten sind es sogar 50 oder gar 60 Grad. Für einen solchen Schnittwinkel müssten Sie bei der günstigen Säge das Werkstück herumdrehen, was nicht immer möglich ist.
Die maximale Schnitthöhe bleibt bei dieser Gehrung gleich, aber die Schnittbreite reduziert sich bei 45 Grad etwa um den Faktor 1,4 (Wurzel aus 2). Ein 25 Zentimeter breites Brett etwa, das sonst keine Probleme macht, wäre bei diesem Schrägschnitt zu groß. Ob es jedoch vier oder sechs Zentimeter dick ist, spielt keine Rolle.
1.2. Vertikal: Ein guter Sägekopf ist doppelt neigbar
Die zweite Gehrung entsteht durch das Kippen des Sägekopfes. In diesem Fall spricht man von einer vertikalen Gehrung, denn der Sägekopf ist jetzt zur Seite geneigt.
Alle Sägen können den Werkzeugarm um bis zu 45 oder 48 Grad kippen. Auch hier haben die teuren Modelle wieder einen Trick auf Lager: Bei ihnen lässt sich dieser Sägekopf nicht nur nach links neigen, sondern in beide Richtungen. Auf diese beidseitige Neigung kann man nur verzichten, wenn man das Werkstück stattdessen ausspannt, umdreht und wieder einspannt, aber das ist natürlich mühsam und nicht immer gut machbar.
Während die Schnittbreite bei einem gekippten Sägeblatt identisch bleibt, reduziert sich in diesem Fall die Schnitthöhe. Statt sechs bis sieben sind jetzt nur noch vier bis fünf Zentimeter möglich. Für ein dickes Brett kann das schon zu wenig sein. Wir haben die Schnitttiefen in der Produkttabelle am oberen Ende des Ratgebers angegeben. Beachten Sie jedoch, dass diese für das Kippen nach links gelten. Beim Kippen nach rechts kann die Schnitttiefe sogar noch niedriger sein, weil in diesem Fall der Motorblock im Weg steht.
Dies möchten wir an einem kleinen Beispiel mit einer fiktiven Kappsäge verdeutlichen:
Horizontale Gehrung (gedrehter Sägetisch) | Vertikale Gehrung (gekipptes Sägeblatt) | Schnitthöhe x Schnittbreite |
0° | 0° | 70 x 312 mm |
Erläuterung: In der „Grundeinstellung“ ist bei diesem Modell ein 7 cm dickes, 31,2 cm breites Werkstück zerteilbar. |
45° links | 0° | 70 x 225 mm |
45° rechts | 0° | 70 x 225 mm |
Erläuterung: Wird der Sägetisch gedreht, darf das Brett nur noch 22,5 cm breit sein. In welche Richtung Sie den Tisch drehen, ist dabei aber egal. |
0° | 45° links | 45 x 312 mm |
0° | 45° rechts | 20 x 312 mm |
Erläuterung: Wird stattdessen der Werkzeugarm mit dem Sägeblatt gekippt, bleibt die maximale Breite von 31,2 cm erhalten, hingegen sinkt die Schnitthöhe. Und hier liegt der Clou: Kippen Sie den Arm nach links, sind noch 4,5 cm möglich, kippen Sie ihn hingegen nach rechts, sind es lediglich 2,0 cm (beides fett markiert), denn die Bauweise des Werkzeugs lässt nichts anderes zu. |
45° links | 45° links | 45 x 225 mm |
45° rechts | 45° links | 45 x 225 mm |
45° links | 45° rechts | 20 x 225 mm |
45° rechts | 45° rechts | 20 x 225 mm |
Erläuterung: Bei einer doppelten Gehrung tritt dieser Unterschied natürlich gleichermaßen zutage. |
Diese Einschränkung müssen Sie nur im Hinterkopf behalten, wenn Sie eine Kappsäge kaufen, deren Werkzeugarm in beide Richtungen neigbar ist. |
Weder ein beidseitig neigbarer Sägekopf noch ein über 45 Grad hinaus beweglicher Drehteller sind für Einsteiger unbedingt notwendig, da die so ermöglichten Schnittwinkel auch erreichbar sind, indem Sie die Schraubzwingen am Holzstück lösen, es herumdrehen und danach wieder befestigen. Das ist aufwendig, aber in den meisten Fällen technisch machbar.
1.3. Beides in Einem: Die Doppelgehrung
Beide Gehrungen sind kombinierbar. Sie können also auch mit einem geneigten Sägekopf und gedrehter Platte einen doppelt schrägen Schnitt ausführen. Diese Einstellung bezeichnet man daher auch als doppelte Gehrung.
Und noch ein Detail erleichtert Ihre Arbeit ungemein: An jeder Winkelskala gibt es mehrere voreingestellte Winkel, die besonders häufig vorkommen. Dazu zählen etwa 15 Grad (ein Sechstel des 90°-Winkels) oder 22,5 Grad (ein Viertel des 90°-Winkels). Bei diesen rastet die Säge ein und Sie müssen nicht befürchten, versehentlich einen halben Grad zu viel oder zu wenig eingestellt zu haben.
Sind mit dem „Festool KS 60 E KAPEX“ auch Alu-Schnitte möglich?
Hallo Dieter H.,
vielen Dank für Ihren Kommentar und das Interesse an unserem „Zug-, Kapp- und Gehrungssäge”-Vergleich.
Ja, mit einem spezielle Sägeblatt sind Schnitte in Aluminium mit dem genannten Gerät möglich. Es empfiehlt sich zudem, einen Schmierstoff zu verwenden.
Beste Grüße
Ihr Vergleich.org-Team
Gibt es auch Transportkoffer für die Sägen oder irgendwas in der Art? Mir war das bislang eher lästig, wenn ich die Teile zum Renovieren mit nehmen musste.
Gruß aus Hameln
Lieber Leser,
für die Zug- und Kappsäge von Festool gibt es eine Art Sackkarre, auf welche die Säge zum einfachen Transport gespannt werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Vergleich.org-Team