Fachtermini
Wie in vielen Bereichen ist der Fachbegriff für Wärmebilder eine Wortschöpfung aus griechischen Versatzstücken. Der erste Teil des Worts ?????? (thermos) bedeutet warm, hitzig, während der zweite Wortteil sich vom Verb ??????? (graphein) schreiben ableitet.
Das den gängigen Wärmekameras zugrunde liegende Prinzip wird Thermografie (auch: Thermographie oder Elektrothermographie) genannt. Unter diesem Begriff wird das bildgebende Verfahren bezeichnet, das die Wärmestrahlung sichtbar macht. Die Funktionsweise liegt darin, dass die für das menschliche Auge unsichtbare Infrarotstrahlung in elektrische Signale umgewandelt wird, die daraufhin zur Erzeugung eines Bildes verwendet werden. Dieses ist meist in so genannten Falschfarben gehalten, d.h. weicht vom natürlichen Seh-Eindruck deutlich ab.
1.1. Die Entdeckung der Wärmestrahlung
Die Entdecken des infraroten Frequenzbereiches von Strahlung geht auf den deutschstämmigen Physiker Friedrich Wilhelm Herschel zurück. Dieser war in der Zeit des Siebenjährigen Kriegs als Militärmusiker nach England verlegt worden, das zur damaligen Zeit mit Georg II. den gleichen Herrscher wie Hannover, Herschels Heimatland, hatte. Ab 1758 lebte Herschel in England und widmete sich neben seiner Tätigkeit als Musiker auch der Mathematik und Astronomie. Zudem baute er musikalische und astronomische Instrumente.
Herschels astronomisches Interesse war von dem Ziel angetrieben, das sichtbare Universum mit seinen Sternen und Nebeln zu kartografieren. Die zu dieser Zeit gängigen Instrumente reichten nicht mehr aus, weshalb er selbst begann, Teleskope zu konstruieren. Seine Entdeckung des Planeten Uranus, den er – dem englischen König zu Ehren – Georgium Sidus (Georges Gestirn) nannte, brachte ihm sowohl schlagartige Berühmtheit als auch eine jährliche Pension aus des Königs Kasse ein. Somit konnte er seine musikalischen Tätigkeiten niederlegen und sich ganz der Astronomie widmen.
Im Rahmen seiner astronomischen Betrachtungen sah sich William Herschel, wie er seit seiner Einbürgerung 1793 genannt wurde, mit dem Problem konfrontiert, dass Sonnenbeobachtungen aufgrund der emittierten Wärme schon nach kurzer Zeit zu Augenschädigungen führen konnten. Daraufhin begann Herschel, mit verschiedenen Filtern zu experimentieren, die aus farbigem Glas bestanden. Er stellte fest, dass einige Materialien mehr Wärme als andere durchließen. Ganz Wissenschaftler, entschloss sich Herschel, ein systematisches Experiment durchzuführen, um diesen Umstand weiter zu ergründen.

Weißes Licht bricht sich im Prisma in seine Spektralfarben auf.
Er begann, ein Experiment mit einem Prisma durchzuführen, wie es schon Newton zur Entdeckung führte, dass Licht sich aus verschiedenen Spektren zusammensetzt. Herschel war jedoch nicht an den Farben, sondern an der Wärmeverteilung interessiert. Mithilfe eines Quecksilberthermometers, dessen Spitze in schwarze Tinte getaucht worden war, um Verfälschungen durch Lichteinstrahlung auszuschließen, wurde das Lichtspektrum untersuch.. Herschel stellte anhand der Untersuchung der einzelnen Spektralfarben, die er sich durch ein Prisma auf einen Tisch werfen ließ, fest, dass sich die Temperatur vom violetten zum roten Bereich immer weiter steigerte.
Dieser Effekt musste Herschel nicht unerwartet getroffen haben, da er schon in vorangegangenen Experimenten eines italienischen Physikers belegt war. Herschel meinte jedoch, dass es einen Punkt geben muss, indem die gemessene Temperatur ein Maximum erreicht, und fand diesen schließlich weit außerhalb des roten Bereich seines Lichtprismas. Herschel nannte diesen Bereich des elektromagnetischen Spektrums „thermometrisches Spektrum“, „dunkle Wärme“ oder „die unsichtbare Strahlung“.
Der Begriff „infrarot“ tauchte erst einige Zeit später auf. Er leitet sich vom lateinischen Wort infra ab, was „darunter, unter oder unterhalb“ bedeutet. Das Wort bezeichnet daher den Bereich „unter rot“.
Nach William Herschels Tod führte dessen Sohn John weitere Studien durch. Um 1840 entwickelte John Herschel ein erstes Wärmebild, das mithilfe eines dünnen Ölfilms die Oberflächenstrahlung sichtbar machte. Später wurde auch mit Thermopapier gearbeitet, bei dem durch Kontakt mit Oberflächen eine Abbildung der thermischen Strahlung möglich war. Diese Verfahren sind jedoch nur begrenzt verwendbar, da die Oberflächen plan sein müssen und der abbildbare Temperaturbereich recht klein ist.
Ein entscheidender Faktor bei Wärmebildern ist der so genannte Emissionsgrad: Diese Größe spezifiziert die Wärmeabstrahlung eines Gegenstandes und liegt im Bereich zwischen 0 und 1, wobei 1 für keine Wärmeabstrahlung steht. Der Emissionsgrad muss bekannt sein, um die Temperatur des abstrahlenden Körpers bestimmen zu können. Bei gängigen Wärmebildkameras kann der Emissionsgrad eingestellt werden.
Hinweis: Die meisten Baumaterialien haben einen Emissionsgrad zwischen 0,9 und 1.
1.2. Die Entwicklung der Wärmebildkamera

Das Wärmebild eines menschlichen Gesichts, dessen Besitzer unter Fieber leidet.
Die ersten Schritte in Richtung der heutigen Wärmekamera wurden mit dem Bolometer genommen. Dieses Gerät ermöglichte es, kontaktlos Strahlungen zu Messen. Es wurde im Jahr 1878 vom amerikanischen Astronomen Samuel Pierpont Langley entwickelt und in der Folge in der Schifffahrt eingesetzt. Es konnten so versteckte Eisberge ausfindig gemacht werden.
Im Rahmen von militärischen Forschungen wurden die Arbeiten an Wärmebildkameras weiter fortgeführt. Durch die militärische Geheimhaltung waren die Ergebnisse jedoch bis ca. 1950 unter Verschluss. Seit den 1960er-Jahren existieren Wärmebildgeräte, die für den zivilen Gebrauch einsetzbar sind.
Die Funktionsweise einer Wärmekamera ist im Prinzip einer Fotokamera ähnlich: Ein Sensor wandelt Strahlung in Strom um, der dann durch digitale Prozesse verwendet wird, um ein Wärmebild zu erzeugen. Im Gegensatz zur Kamera werden beim Thermografen jedoch nicht sichtbare Strahlungsbereiche verarbeitet.
Die Sensoren bestehen aus verschiedenen Materialien. Je nach Wellenlängenbereich der Strahlung kommen unterschiedliche Detektoren zum Einsatz. Sie finden eine Übersicht in der folgenden Tabelle:
Bezeichnung | Kurzzeichen | Wellenlänge | Temperatur | Sensor-Material |
nahes Infrarot | NIR | IR-A | 0,78 – 1,4 µm | > 3.700 K | Silizium, Indium-Gallium-Arsenid, Bleisulfid |
IR-B | 1,4 – 3,0 µm | Indium-Gallium-Arsenid, Bleisulfid |
mittleres Infrarot | MIR | IR-C | 3 – 50 µm | 60 – 1.000 K | Indium-Antimon, Cadmium-Quecksilber-Tellurid, Natriumchlorid, Silbersalze, Germanium, Zinkselenid |
fernes Infrarot | FIR | 50 – 1.000 µm | | k.A. |
Die meisten Geräte für den Privatgebrauch arbeiten im Wellenlängenbereich der mittleren Infrarotstrahlung |
Wärmebildgeräte für den professionellen Gebrauch arbeiten mit gekühlten Sensoren. So kann eine Verfälschung der Messergebnisse durch eigene Wärmestrahlung ausgeschlossen werden. Da die kryogenische Kühlung der Sensoren aufwändig ist (die Sensoren werden zur Kalibrierung meist auf Temperaturen unter 200° Celsius herabgekühlt), sind Infrarotkameras mit Kühlsystem entsprechend kostspielig. In unserem Wärmebildkamera-Vergleich finden Sie daher keine Wärmekamera mit gekühltem Sensor.
1.3. Einsatzgebiete von Wärmebildkameras
Infrarotkameras werden in einem weiten Spektrum an Einsatzgebieten verwendet, sowohl im militärischen als auch zivilen Bereich. Unsere Auflistung gibt Ihnen eine Auswahl an Einsatzgebieten von Wärmekameras.
- Bauwesen: Untersuchungen zur Wärmeisolation und Luftdichtheit von Gebäuden, Leckageortung
- Feuerwehr: Wärmebildkamera zum Aufspüren von Glutnestern und Suche nach Personen in verrauchten Gebäuden (keine Technoclubs)
- Industrie: Werkstoffprüfung
- Jagd: Wärmebildkamera zum Erspähen von zu bejagendem Getier und Auffinden des geschossenen Wildes
- Medizin: Erkennung von Entzündungen und Untersuchungen zur Durchblutung
- Militär: Aufspüren von Aktivitäten des Feindes
- Polizei: Grenzüberwachung, Personensuche
Zusätzlich lässt sich allerlei Schabernack mit einer Wärmebildkamera anstellen, sodass er für Privatanwender zu einem beliebten Gadget geworden ist. Dafür sprechen auch die vermehrt produzierten Aufsteck-Wärmebildkameras fürs Handy.

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