2.1. Wellenform, Pegel und gegenseitige Modulation – Oszillatoren bei der Arbeit
Synthesizer-Oszillatoren produzieren zumeist obertonreiche Wellenformen. Das ist erstrebenswert, denn auch natürliche Klänge sind nie reine Sinus-Schwingungen. Zupfen Sie bspw. die Saite einer Gitarre, ertönen neben einer Grundfrequenz mehrere andere Frequenzen, die zusammen die Klangfarbe bilden. Zur synthetischen Emulation natürlicher Klänge erzeugen analoge Synthis folgende Wellenformen:
Wellenformen | Eigenschaften |
Sinus-Wellenform | - harmonische Schwingung
- ohne Obertöne
- besteht aus einer Grundfrequenz
- alle anderen Wellen stellen Summe von verschiedenen Sinuswellen dar
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Sägezahn-Wellenform | - nicht harmonische Schwingung
- reich an Obertönen
- besteht aus gerad- und ungerade ganzzahligen Vielfachen der Grundfrequenz
- zur Emulation von Streichinstrumenten und Orgel
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Rechteck-Wellenform | - nicht harmonische Schwingung
- besteht aus ungerade ganzzahlige Vielfachen einer Grundfrequenz
- zur Emulation von z.B. Blechblasinstrumenten
- sehr hohle Klangcharakteristik
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Dreieck-Wellenform | - nicht harmonische Schwingung
- sehr wenig Obertöne
- besteht aus gerad- und ungerade ganzzahligen Vielfachen der Grundfrequenz
- zum „Andicken“ von flächigen Tönen geeignet
- zur Emulation von z.B. Holzblasinstrumenten
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Rauschgenerator | - zufällig wechselndes, nicht-periodisches Signal
- meist als „weißes Rauschen“ mit überlagerten Tönen aller hörbaren Frequenzen
- perfekt für Schlagzeug-Emulationen oder für Naturgeräusche (Wind, Meer etc.)
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Generell sind die Wellenformen aber nicht auf spezielle Sounds limitiert. Filtersektion und Modulationsfunktionen der Synthesizer ermöglichen vielfältige Klangformen und laden zum Experimentieren ein. Wollen Sie aber jeglichen erdenklichen Ton synthetisch erzeugen, sollte Ihr Synthi alle Wellenformen erzeugen können. |

Der Korg-Volca-Kick-Synthesizer bietet laut unseren Informationen 1 Part und 16 Steps.
Die Wellenformen stellen quasi ein Grundgerüst dar. Daneben ist auch die Anzahl der Oszillatoren pro Stimme und deren Kombinationsmöglichkeit entscheidend. Es gibt monophone und polyphone Synthesizer. Einstimmige Geräte sind zum Live-Spielen weniger gut geeignet: Monophone geben keine Akkorde wieder. Ob monophon oder polyphon – die besten Synthesizer benutzen aber pro Stimme meist zwei bis drei VCOs. Monophone Synthesizer sind von Korg, Behringer und anderen Herstellern erhältlich.
Duophonie statt Ringmodulation
Monophone Synthesizer von Korg und Co. bieten es manchmal an: Statt der gegenseitigen Beeinflussung zweier VCOs können auch zwei Stimmen erklingen. Dann wird aus einem Mono-Synth ein Synth mit Duophonie.
Die Oszillatoren lassen sich zur gegenseitigen Beeinflussung einsetzten und vervielfältigen die klanglichen Möglichkeiten. Häufigstes Schaltungskonzept: Zwei frei justierbare Oszillatoren werden von einem Sub-VCO unterstützt. Während die beiden Haupt-VCOs sehr umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten bieten, kopieren Sub-VCOs das gleiche Signal eine oder zwei Oktaven tiefer. Wie der Name impliziert, „dicken“ Sub-VCOs Sounds im tieffrequenten Bereich an und sorgen für einen knackigen Sub-Bass.
Folgende Möglichkeiten der gegenseitigen Modulation der beiden Haupt-Oszillatoren werden eingesetzt:
- Oszillatoren-Synchronisation: Lassen Sie zum Beispiel Sägezahn-Welle und Rechteck-Welle, wie bei Synthesizern von Roland, Synthesizern von Korg oder auch Synthesizer von Yamaha beispielsweise gegeben, gleichzeitig erklingen und kreieren Sie spannende Lead-Sounds. Die Kombination von Wellenformen verleiht Ihren Tracks einen besonderen Wiedererkennungswert. Bei unterschiedlicher Frequenz der beiden VCOs wird einer bei jeder Schwingung zurückgesetzt, was zu mehr oder weniger schneidenden Sounds führt. Für elektronische Musik ein absolutes Muss.
. - Frequenzmodulation: Benutzen Sie die Amplitude (Lautstärke) des einen VCO zur Veränderung der Tonhöhe (Frequenz) des anderen. Frequenzmodulationen eignen sich zur Erstellung sehr obertonreicher Sounds und halten so einige Überraschungen bereit, denn das erzielbare Resultat ist kaum vorab zu definieren: Experimentieren ist Pflicht!
. - Amplitudenmodulation: Komplett umgekehrt: Bei der AM moduliert das Ausgangssignal des einen die Lautstärke des anderen Oszillators. Hierbei können Sie interessante Verzerrungen erzeugen. Sehr künstliche Sounds – für dramatische Filmszenen sehr passend.
. - Ringmodulation: Ringmodulation ist ein Rechenspiel: Beide VCOs erzeugen unterschiedliche Signale. Die Summen- und Differenzfrequenzen der beiden Signale stellen die Ausgangssignale der Ringmodulation dar. Die erzeugten Dissonanzen und metallisch klingenden Sounds eignen sich perfekt für Musik des Industrial-Genres.
Exkurs Keyboard: Ein gelungener Synthesizer-Test von beispielsweise Behringer-Modellen kommt nicht um eine detaillierte Betrachtung der Tastatur hinweg. Wir haben der Tastatur in unserem Vergleich sogar eine besondere Stellung eingeräumt und uns nur auf analoge Synthesizer mit Keyboard konzentriert.

Insbesondere die Unabhängigkeit und Flexibilität der analogen Keyboard-Synthesizer lässt Einsteigern und Profis eine gewisse Freiheit, denn hier benötigen Sie keine separate MIDI-Tastatur.
Auch wegen der Unabhängigkeit vom PC und etwaiger Synthesizer-Software bzw. VST-Plugins sind analoge Hardwaresynthis mit Keyboard für intuitives jamen prädestiniert.
Noch besser: Über die Tastatur der elektronischen Klangerzeuger lassen sich bestimmte Parameter steuern, die nicht direkt mit den zu erzeugenden Tönen in Verbindung stehen:
- Velocity: Die Anschlagsgeschwindigkeit und -stärke steuert die Lautstärke und Intensität der Oszillatoren. Damit können Sie wie beim Klavier mittels Ihrer Fingerfertigkeit bereits wichtige Klangparameter steuern.
- Aftertouch: Sie haben einen Klang erzeugt und halten die Taste gedrückt. Nun variieren Sie die Intensität und können somit weitere Effekte hinzufügen – bspw. einen Vibrato, Tremolo oder eine Filterkurve.
Die Tastenanzahl kann entscheidend sein: Wollen Sie richtig jamen und Ihren Synthi auch mal zum vollwertigen Tasteninstrument umfunktionieren? Polyphonie ist Pflicht! Mit 37–44 Tasten spielen Sie drei Oktaven und holen alles aus Ihrem Gerät heraus. Kleinere Keyboards mit 25 Tasten spielen max. 2 Oktaven – alle Synthis im Vergleich lassen sich aber per Knopfdruck transponieren.

Die Bedienelemente des Korg-Volca-Kick-Synthesizers sind Dreh- und Druckknöpfe, wie wir hier erkennen. Die Bedienfelder am unteren Rand haben eine Touchfunktion.
2.2. Subtraktive Synthese – Der der Filter ist die Waffe

Bevorzugter Synthesizer-Anschluss – 6,3 mm Klinkenstecker. Daneben wird auch die kleinere 3,5 mm Version häufig genutzt,
Analoge Synthesizer als Pioniere aller nachfolgenden Modelle mit digitaler Klangerzeugung arbeiten mit subtraktiver Klangsynthese. Kurzum: Die obertonreichen Oszillator-Klänge werden um einen Teil Ihrer Obertöne gebracht, damit ein fertiger Sound entstehen kann. Neben der Modulation ist die Filterung der erzeugten Wellen ein wichtiger Bestandteil beim „Schrauben“. Dabei werden verschiedene Typen hinsichtlich Ihrer Funktion unterschieden:
- Tiefpass-Filter: Filtert hohe Frequenzen und lässt tiefe passieren.
- Hochpass-Filter: Filtert tiefe Frequenzen und lässt hohe passieren.
- Bandpass-Filter: Filtert Frequenzen oberhalb UND unterhalb eines definierten Frequenzbereichs
- Kerbfilter: Filtert bestimmte Frequenzen oder Frequenzbereiche innerhalb eines definierten Frequenzbereichs
Die Filter haben eigene Klangcharakteristika. Wichtigster Filter bei Analog-Synthesizern – der Tiefpassfilter. Hiermit lassen sich bereits alle Frequenzen bis zum absoluten Cut-Off (bei dem kein Ton mehr hörbar ist) filtern. Mehr Filter erlauben aber mehr Spielraum bei der Erzeugung von Tönen. Hier spielt sicher auch der Einsatzzweck eine wichtige Rolle. Je multifunktionaler der Synth eingesetzt werden soll, desto entscheidender sind auch andere Filter-Typen, die im Verbund als Multimode-Filter bezeichnet werden.
Wollen Sie also neben knackigen Drums und prägnanten Lead-Sounds auch verschiedene Naturtöne und Instrumente erzeugen, sollten Sie einen Multimode-Filter in Erwägung ziehen. Generell gilt: Die Cut-Off-Frequenz lässt sich stufenlos regeln. Dadurch können Sie ganz exakt bestimmen, ab welcher Frequenz ein Filter einsetzen soll. Darüber hinaus verfügen alle Synths im Vergleich über einen Resonance-Regler. Damit können Sie die Cut-Off-Frequenz besonders betonen, um sehr quietschende Töne zu erstellen. Die genaue Klangqualität ist von Synthi zu Synthi verschieden und kennzeichnet die individuellen Stärken der Geräte.
Letztlich hat auch die „Aggressivität“ des Filters klanglich Auswirkungen. Mit der Flankensteilheit eines Filters regeln Sie die Intensität, mit der die Cut-Off-Frequenz greift. 12 dB und 24 dB pro Oktave lassen sich fast immer einstellen. Geringere Werte sind seltener, können aber insbesondere für klassische Musik und seidige Flächen-Sounds sehr interessant sein. Je weniger steil die Kurve des Filters verläuft, desto harmonischere Filterverläufe lassen generieren.
Stichwort Selbstoszillation: Viele Filter warten mit einer interessanten Funktion auf. Da im analogen Schaltkreis immer ein Grundrauschen produziert wird, kann der Filter zum Oszillator mutieren. Dabei wird bei ausgeschalteten VCOs der Resonanzregler des Filters voll aufgedreht und es entsteht ein sinusförmiger Grundton. Die Tonhöhe wird durch den Cut-Off-Regler bestimmt. Interessante Effekt sind das Resultat – wie der Wha-Wha-Effekt in folgendem Video:
2.3. Auf Pegel bringen – spannungsgesteuerte Verstärker machen das Signal hochpegeltauglich
Am Ende der Signalkette steht ein Verstärker oder ein Pärchen Aktiv-Boxen, um den erzeugten Klang bzw. die Klangfolge wiederzugeben. Am Synthesizer Kopfhörer anzuschließen, ist selbstverständlich auch immer möglich. Dafür muss aber ein kleiner spannungsgesteuerter Leistungsverstärker bereits Vorarbeit leisten, denn der komplette Signalfluss im VCO und VCF ist sehr gering. Manchmal arbeiten die VCAs aber auch umgekehrt als „Abschwächer“, falls das Signal bereits zu hoch ist.
Überall gleich: Alle Synthis besitzen eine stufenlose Lautstärke-Regelung – für den Audio- und Kopfhörerausgang getrennt. Darüber hinaus lassen sich auch bestimmte Hüllkurven-Filter für den VCA einstellen, worauf wir später noch gesondert eingehen werden. Selten ermöglichen es Hersteller analoger Geräte zusätzliche Parameter am Audio- oder Kopfhörerausgang des Synthesizers zu steuern – dann lassen sich aber noch Regler für Fine-Tuning oder Übersteuerung ausmachen.


Wir finden heraus, dass dieser Korg-Volca-Kick-Synthesizer 19,3 cm breit, 4,6 cm hoch und 11,5 cm tief ist. Er wiegt nur 380 g.
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