Einen Tonabnehmer für Plattenspieler zu kaufen, ist keine einfache Aufgabe. Das Tonabnehmersystem muss technisch zu Ihrem Plattenspieler und Verstärker passen und sollte gleichzeitig gut klingen sowie auch ältere, etwas zerkratzte Platten ohne zu springen abspielen können.
Je nachdem, ob Sie DJ sind oder als Musikliebhaber nur zu Hause Schallplatten hören, kommen noch weitere Aspekte ins Spiel. Wie Sie den besten Tonabnehmer für Plattenspieler für Ihre eigene Situation identifizieren und die technischen Daten richtig interpretieren können, erklären wir Ihnen im folgenden Abschnitt unseres Vergleichs der Tonabnehmer für Plattenspieler.
1.1. Tonabnehmer-Typen: Moving-Magnet-Systeme überzeugen durch gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Bei einem Moving-Magnet-Tonabnehmer bewegt sich ein Magnet zwischen zwei Spulen und erzeugt darin Strom.
Wenn Sie sich mit Tonabnehmersystemen befassen, werden Sie immer wieder auf die englischen Begriffe „Moving Coil“ (Deutsch: „sich bewegende Spule“) und „Moving Magnet“ (Deutsch: „sich bewegender Magnet“) stoßen. Diese technischen Fachbegriffe beschreiben, auf welche Weise das mechanisch abgetastete Signal der Schallplatte in ein elektrisches Signal umgewandelt wird, und stehen für die zwei wichtigsten Wandler-Arten in Tonabnehmern für Plattenspieler.
Beide Wandlersysteme nutzen das Prinzip der elektromagnetischen Induktion. Dieses Prinzip besagt, dass in einer Metallspule eine elektrische Spannung entsteht, wenn sich das Magnetfeld um die Spule herum ändert. Und die Änderung des Magnetfelds lässt sich auf zwei verschiedene Wege erreichen: Entweder man bewegt einen Magneten in der Nähe einer statischen Spule oder man bewegt eine Spule in der Nähe eines statischen Magneten.
Bei Moving-Magnet-Tonabnehmern (oder kurz: MM-Tonabnehmern) ist ein Magnet direkt mit der Abtastnadel verbunden, der sich zwischen zwei Spulen im Inneren des Tonabnehmers bewegt. Da diese Spulen verhältnismäßig groß sind, wird eine relativ hohe Spannung erzeugt. Daher haben MM-Tonabnehmer ein relativ lautes Ausgangssignal, neigen aber gerade im Hochtonbereich auch etwas zu Verzerrungen.
Da der Magnet außer der Schallplattennadel nicht mit anderen Bauteilen verbunden ist, kann die Plattennadel problemlos ausgetauscht oder ersetzt werden. So können Sie Ihren Tonabnehmer für Plattenspieler günstig reparieren, wenn die Nadel defekt oder abgenutzt ist.
Die Vor- und Nachteile von MM-Tonabnehmern im Überblick:
Vorteile- relativ günstiger Preis
- defekte Plattennadeln können problemlos getauscht werden
- hohes Ausgangssignal
Nachteile- gewisse Abstriche bei der Klangqualität müssen in Kauf genommen werden

Moving-Coil-Tonabnehmer sind für ihren besonders detailreichen Klang bekannt.
Bei Moving-Coil-Tonabnehmern (oder kurz: MC-Tonabnehmern) wird hingegen eine kleine, mit der Schallplattennadel verbundene Spule bewegt, während der Dauermagnet im Inneren des Tonabnehmers fest verbaut ist. Da die bewegte Spule sehr leicht ist, kann sie auch subtile Änderungen in der Schallplattenrille präzise wiedergeben. So ist bei MC-Tonabnehmern ein sehr viel klarerer Sound möglich.
MC-Tonabnehmer liefern jedoch ein deutlich leiseres Ausgangssignal als MM-Tonabnehmer und können nur in Verbindung mit einem speziellen MC-Phono-Vorverstärker betrieben werden. Außerdem ist bei Moving-Coil-Tonabnehmern konstruktionsbedingt ein Austausch der Nadel nicht ohne weiteres möglich. Da MC-Tonabnehmer meist wesentlich teurer und gleichzeitig deutlich fragiler sind als MM-Tonabnehmersysteme, stellt dies einen klaren Nachteil dar.
Die Vor- und Nachteile von High-End-Tonabnehmern der Kategorie „Moving-Coil“ im Überblick:
Vorteile- klarerer, besserer Sound
Nachteile- relativ fragil, defekte Nadeln können nur mit viel Aufwand ersetzt werden
- benötigen zusätzlichen MC-Phono-Vorverstärker
Andere Tonabnehmersysteme, wie Moving-Iron-Tonabnehmer oder piezoelektrische Keramik-Tonabnehmer, spielen auf dem Markt nur eine untergeordnete Rolle. Daher haben wir diese Systeme in unserem Vergleich ausgeklammert.
1.2. Nadel-Schliff: Elliptische Nadeln bieten besseren Sound bei etwas höherer Abnutzung
Ein zweiter wichtiger Unterschied zwischen verschiedenen Tonabnehmersystemen für Schallplattenspieler ist der der Schliff der Nadel (oder genauer: der Schliff des Diamanten an der Spitze der Schallplattenspieler-Nadel). Hier sind vor allem zwei Typen relevant: sphärische Nadeln und elliptische Nadeln.
Sphärische Nadeln sind an der Spitze fast kugelrund geschliffen und verhältnismäßig günstig in der Herstellung. Durch ihre Form berühren sphärische Nadeln die Rille nur an zwei relativ kleinen Punkten. Dadurch sind sphärische Nadeln sehr einfach einzustellen und kommen auch mit stärker zerkratzten alten Schallplatten klar. Außerdem nutzen sie die Schallplatten weniger stark ab, was für allem für DJs wichtig ist, die einzelne kurze Passagen von Songs oft besonders oft abspielen.
Elliptische Nadeln haben eine etwas spitzer zulaufende Form. Sie liegen daher tiefer in der Rille und haben einen großflächigeren Kontakt zur Wand der Rille. Dadurch können elliptische Nadeln die Musik detailreicher wiedergeben, nutzen aber gerade beim DJ-Gebrauch mit Backcueing und Scratching die Platten stärker ab. Außerdem müssen elliptische Nadeln in einem spezifischen Winkel zur Schallplatte ausgerichtet werden.

1.3. Frequenzbereich lässt Rückschlüsse auf Klangqualität zu
Frequenzen und das menschliche Gehör
Grundsätzlich können Menschen Frequenzen von 20 bis 20.000 Hz hören. Jedoch lässt das Gehör für hohe Frequenzen im Laufe der Zeit nach. Schon mit etwa 20 Jahren nehmen viele Menschen Frequenzen über 17.000 Hz kaum noch wahr.
Klangqualität lässt sich schlecht in Zahlen ausdrücken. Doch zumindest Hinweise lassen sich auch auf den Datenblättern finden, insbesondere beim Frequenzbereich.
Der Frequenzbereich gibt an, welche Frequenzen ein Tonabnehmer abspielen kann – oder genauer: bis zu welchen Frequenzen die Wiedergabelautstärke nur um einen relativ geringen Wert (oft 3 dB) von der eigentlichen gewünschten Lautstärke abweicht.
Bei allen Tonabnehmern im Vergleich liegt die untere Grenzfrequenz bei 20 Hz. Die Wiedergabe tieferer Frequenzen wäre bei Schallplatten auch technisch nicht möglich.
Interessanter ist die obere Grenzfrequenz. Diese liegt zwar bei allen Tonabnehmern im Vergleich mit mindestens 18.000 Hz in einem Bereich, den die meisten Menschen nicht hören können, hat jedoch dennoch Auswirkungen auf den Klang. Denn je höher die spezifizierte Grenzfrequenz liegt, desto linearer ist die Tonwiedergabe im hörbaren Bereich.
Daher haben Tonabnehmer mit einem breiteren Frequenzbereich oft ein besseres Klangbild. Mehr als ein Indiz ist diese Angabe jedoch nicht.

1.4. Die Ausgangsspannung bestimmt die Lautstärke eines Tonabnehmers
Ein weiterer wichtiger Wert ist die Ausgangsspannung, die in Millivolt (mV) angegeben wird. Gleiche Verstärkereinstellungen vorausgesetzt, lässt sich an der Ausgangsspannung die Wiedergabelautstärke des Tonabnehmersystems ablesen.
Auch dies hat Auswirkungen auf die Klangqualität. Denn jeder Verstärker fügt dem Tonsignal auch eine gewisse Menge Hintergrundrauschen hinzu. Und je mehr Sie das Signal verstärken, desto lauter wird auch dieses Rauschen.
Tipp: Bei modernen Verstärkern und Vorverstärkern ist der Rauschabstand so groß, dass diese Unterschiede kaum ins Gewicht fallen.
Für DJs ist die Ausgangsspannung jedoch aus einem anderen Grund wichtig. Da das Signal des Plattenspielers weniger stark verstärkt werden muss, sind laute Tonabnehmersysteme weniger anfällig für Rückkopplungen, wie sie bei großen Club-Soundsystemen immer wieder auftreten können.
1.5. Höhere Auflagekraft bedeutet nicht automatisch höhere Abnutzung

DJs müssen die Platte häufig mit den Händen berühren und manipulieren. DJ-Tonabnehmer benötigen daher eine höhere Auflagekraft, damit die Schallplattennadel nicht springt.
Die Auflagekraft, auf die ein Tonabnehmer ausgerichtet ist, ist für sich gesehen weder ein Qualitätsmerkmal noch ein absoluter Hinweis darauf, wie stark der Tonabnehmer die Schallplatten beim Abspielen abnutzt. Wenn Sie ein Auflagegewicht im spezifizierten Bereich verwenden, klingen auch häufig gehörte Platten für lange Zeit perfekt – unabhängig von der exakten Auflagekraft.
Dennoch ist ein geringeres Auflagegewicht für den Hausgebrauch letztendlich vorzuziehen. Anders sieht die Sache bei DJs aus, die die Schallplatten beim Auflegen immer wieder mit den Händen manipulieren müssen. Damit die Plattennadel dabei nicht springt, benötigen DJs Systeme mit höherer Auflagekraft – und ein gewisses Fingerspitzengefühl.
Achtung: Stellen Sie niemals ein Auflagegewicht ein, das niedriger ist als der spezifizierte Bereich des jeweiligen Tonabnehmers. Ein zu niedriges Auflagegewicht führt zu einer stärkeren Abnutzung der Schallplatten als ein zu hohes Auflagegewicht, auch wenn das im ersten Moment unlogisch scheint.
1.6. Headshell, Concorde, T4P: Verschiedene Befestigungsweisen im Vergleich
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie ein Plattenspieler-Tonabnehmer am Tonarm angeschlossen werden kann: entweder mit Hilfe eines separaten Trägersystems, der sogenannten „Headshell“, oder direkt am Tonarm über das (von Ortofon entwickelte) Concorde-System oder die ältere P-Mount-Befestigung.
Die drei Befestigungsweisen haben spezifische Vor- und Nachteile, die wir Ihnen in der folgenden Tabelle zusammengestellt haben:
Headshell-System | Concorde-System | P-Mount-System (T4P) |
 |  |  |
besonders flexibel, kann sowohl an geraden als auch an S-förmigen Tonarmen genutzt werden größte Auswahl an verschiedenen Tonabnehmern auch mit Hifi-Plattenspielern ohne SME-Bajonettanschluss kompatibel | sehr einfache Installation mit SME-Bajonettverschluss Nadel ist schon korrekt ausgerichtet (bei Verwendung an einem S-Tonarm) | japanischer Standard mit sehr klar definierten Spezifikationen einfachste Installation, Tonabnehmer wird einfach auf den Tonarm gesteckt kein Neujustieren der Auflagekraft nötig |
x Tonabnehmer muss immer aufwendig ausgerichtet werden (mit Hilfe einer Schablone) | x nicht mit geraden Tonarmen kompatibel (dann leidet die Klangqualität deutlich) | x nicht sonderlich weit verbreitet (T4P-Tonabnehmer können per Adapter auch an europäische SME-Bajonett-Anschlüssen genutzt werden) |
Tipp: Wie Sie bei der Installation der verschiedenen System-Typen im Detail vorgehen müssen, erklären wir Ihnen in den folgenden Kapiteln unseres Ratgebers.
Interessanter test, m.E. fehlen aber Systeme von AT oder Ortophon, die sehr oft in PL: eingebaut sind.
Sehr geehrter Herr Baier,
vielen Dank für Ihren Hinweis zu weiteren Herstellern.
Wir haben Ihre Anmerkung notiert und werden bei der nächsten Aktualisierung prüfen, ob eine Aufnahme Sinn ergibt.
Wir weisen zudem darauf hin, dass die Auswahl stets auch von tagesaktuellen Kriterien (Produktaktualität, Verfügbarkeit, Preis, Lieferzeiträume) abhängig ist.
Beste Grüße
Ihr Vergleich.org-Team
Bei meinem Ortofon-Concorde-System ist das Ärmchen zum Anheben abgebrochen. Gibt es dafür Ersatzteile?
Hallo Micha,
das kommt drauf an, welche Modellversion Sie besitzen. Bei den Ortofon-Concorde-System der MK2-Generation lässt sich dieses Ärmchen austauschen. Das war früher nicht so. Bei den älteren Concorde-Systemen können Sie sich aber aus einem Kabelbinder zumindest ein Provisorium basteln.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Team von Vergleich.org