
Natürlich muss auch feststehen, mit welcher Hand gekurbelt werden soll. Je nachdem, auf welcher Seite die Kurbel liegt, wird zwischen Links- und Rechtshandmodellen unterschieden.
Möchten Sie zukünftig mit einer Elektrorolle angeln, dann gibt es wie bei jeder anderen Rolle eine ganze Handvoll an Aspekten zu berücksichtigen, die von vornherein bedacht werden müssen. Wie tief kann die Schnur ausgeworfen werden und wie viel wird von Rolle und Motor wieder eingezogen? Welche Kraft muss die Bremse maximal stemmen können, welchen Einfluss hat die Anzahl an Kugeln im Lager und wie schwer sollte die Rolle überhaupt in der Hand liegen?
Gerade letztgenanntes ist ein enorm wichtiger Punkt, da im ungünstigen Falle das Einsparen von körperlicher Anstrengung durch die Arbeit des Elektromotors durch ein zu hohes Gewicht wieder beseitigt wird. Ebenso einleuchtend ist, dass ein höheres Gewicht mitunter das kontrollierte und ruhige Führen der Angel, aber auch das Einholen bei hoher Widerstandskraft erschweren kann. Darum sollten Sie lieber einmal mehr überlegen, wie viel Kraft Sie für das Halten und den Transport Ihrer zukünftigen Elektro-Multirolle aufbringen möchten.
1.1. Schnureinzug und Übersetzung, oder: wovon Ihre Angeltechnik abhängt
Je nach vorgesehenem Einsatz sind der Einzug der Schnur einerseits, sowie deren Übersetzungsverhältnis andererseits, die Faktoren, auf die Sie beim Kauf einer passenden Elektro-Multirolle zuerst achten müssen. Sollen etwa die großen Fische vom Grund auf nach oben gebracht werden, ohne sie im Mittelwasser gleich wieder zu verlieren, oder ist Ihnen etwa ein schneller und kraftvoller Einzug gegen widerstandsfähige Beißer wichtiger?

Gerne werden Elektro-Multirollen auch auf dem offenen Meer eingesetzt. In solchen Fällen muss bei der Abwägung des Einzugs unbedingt auch auf die Strömungsgegebenheiten geachtet werden.
Der Schnureinzug ergibt sich aus der bei einer Kurbelumdrehung aufgewickelten Schnurlänge, während das Übersetzungsverhältnis hierbei die Anzahl an Rollenumdrehungen anzeigt. Beide Parameter zusammen geben Ihnen also den entscheidenden Hinweis darauf, wie schnell und weit sich Pilker oder Gummiköder beim Kurbeln bewegen lassen. Wer nun allerdings meint, dass eine höhere Übersetzung automatisch ein schnelleres Einholen der Schnur ermöglicht, den soll folgendes Rechenbeispiel eines Besseren belehren.
| Rolle 1 | Rolle 2 |
Übersetzung | 2,5 : 1 | 5,0 : 1 |
Einzug | 80 cm | 30 cm |
Spulenumdrehungen bei fünf Kurbelumdrehungen | 12,5 x | 25 x |
aufgewickelte Schnur bei fünf Kurbelumdrehungen | 1.000 cm | 750 cm |
Wie zu sehen ist, kann eine Rolle mit niedrigem Übersetzungsverhältnis und hoher Einzugslänge mehr Schnur aufnehmen, als ein Modell mit umgekehrten Eigenschaften. Jene Rollen sind allerdings i. d. R. größer, da sich die Länge der eingezogenen Schnur direkt aus dem Rollendurchmesser ergibt. |
Doch das darf nicht gleichzeitig bedeuten, dass die Zahlen vor dem Doppelpunkt getrost ignoriert werden können – schließlich hat das Übersetzungsverhältnis einen entscheidenden Einfluss darauf, mit welcher Angeltechnik sich welche Köder bzw. Fische problemlos führen lassen. Hierbei gilt, dass Rollen mit niedriger Übersetzung (bis 4,8 : 1) das Mittel der Wahl für große Köder, vor allem auch im kalten Wasser, sind, da die Kraftübertragung beim Kurbeln durch ein höheres Drehmoment deutlich effizienter vonstattengeht. Des Weiteren erfolgt der Einzug deutlich langsamer, was eine bessere Kontrolle beim Einholen ermöglicht, um so beispielsweise dem typischen Ausschlitzen großer Fische entgegenzuwirken.

Um das gezielte Führen von Köder oder Pilker zu vereinfachen, besitzen einige Elektro-Multirollen eine platzierte Schnurführung.
Demgegenüber weisen Elektro-Multirollen mit hoher Übersetzung (ab 6,0 : 1) ein geringeres Drehmoment auf, wodurch das Kurbeln merklich mehr Energie beansprucht und daher die Wahl eines kleineren Köders angemessen ist. Diese kommen beispielsweise bei der als „Faulenzen“ bekannten Angelmethode zum Einsatz, wo eine hohe Übersetzung zudem ein schnelles Abspringen des Köders vom Grund, sowie ferner ein zügiges Einholen des Schnurbogens ermöglicht.
Falls angesichts dieser beiden unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten weiterhin Unsicherheit besteht, so können hier möglicherweise elektrische Multirollen mit einem mittleren Übersetzungsverhältnis (5,0 – 5,8 : 1) Abhilfe schaffen. Diese gelten nämlich als Allrounder; sowohl das kontrolliert langsame Angeln mit schweren Ködern als auch die Nutzung flinker Crankbaits, die rasch eingeholt werden müssen, gestalten sich mit diesen Rollen äußert erfolgreich.
Tipp: Auch wenn das Einziehen nicht mehr aus eigener Muskelkraft erfolgt, so muss doch immer bedacht werden, dass sich die Wahl der optimalen Einzugsleistung positiv auf die Energieeffizienz des Rollenmotors auswirkt.
Fazit: Der Einwand, dass eher der Schnureinzug für Ihren Kauf eine größere Bedeutung einnehmen soll, als die Übersetzung, lässt sich pauschal nicht bestätigen. Vielmehr entscheiden die konkrete Angel- bzw. Einholtechnik, der ausgewählte Zielfisch, oder die für den Köder vorgesehene Tiefe darüber, welchen Elektro-Multirollen Sie den Vorzug geben sollten.
1.2. Will der Fisch entfliehen, dann brauchen Sie eine starke Bremse

Direkt neben der Kurbel ragen die Ausläufer des Sternrads hervor, durch Drehen desselben lassen sich verschiedene Bremsstärken einstellen. Je nach Situation müssen Sie genauestens einschätzen können, mit wie viel Kraft dem widerspenstigen Beißer jegliche Fluchtmöglichkeit genommen werden soll.
Der Anspruch auf stabile und funktionstüchtige Rollen-Komponenten sollte gerade bei der Bremse nicht zu gering ausfallen, schließlich handelt es sich hierbei nicht nur um ein Kernelement der Elektro-Angelrolle, sondern auch um ihr empfindlichstes Bauteil, das in der dauerhaften Anwendung mitunter als erstes versagt. Um dem vorzubeugen, sollte Ihr Auge auf zwei wesentliche Aspekte der Bremswirkung von elektrischen Multirollen gerichtet sein: Bremskraft und Art der eingebauten Bremse.
Eine astronomische Bremsleistung
Schon interessant: Das Konzept von mit Kohlenstofffasern verstärkten Siliciumcarbid-Bremsscheiben stammt ursprünglich aus der Raumfahrt und hat sich mittlerweile auch bei der Konstruktion von Angelrollen durchgesetzt. Hier wie dort sorgt der spezielle Verbundstoff für eine effektive Reibung bei zugleich überschaubarer Temperaturentwicklung, die normalerweise für das schnelle Nachlassen der Bremswirkung verantwortlich ist – damit Ihre Rolle auch langfristig gesehen einen vernünftigen Drill hergibt.
Erstere wird üblicherweise mit dem Maximalwert vom Hersteller angegeben, der innerhalb der Produktkategorie stark variieren kann. Daher sollte schon von vornherein feststehen, auf welches Tier in welchen Gewässern Sie es abgesehen haben, denn sowohl das Gewicht des Fisches als auch die Geschwindigkeit der Strömung entscheiden darüber, ob Ihre Rollenbremse standhält oder durchrasselt. Auch kann der bereits angebissene Fisch schnell wieder entweichen, sollte der Drill durch eine zu schwache Bremse nicht ausreichen und das Einholen somit unnötig hinausgezögert werden.
Die meisten elektrischen Multirollen verfügen über eine sogenannte Sternbremse, bei der der Bremsmechanismus außerhalb der Spule liegt. Hier kann die Bremskraft durch Auf- bzw. Zudrehen eines kleinen Sternrads individuell eingestellt werden. Auch der Schnurfreilauf lässt sich bei diesem Bremssystem problemlos über Hebel oder Knopf kontrollieren. Dennoch existieren einige Modelle, die anstelle eines Sternrades einen Bremshebel zum Anpassen der Bremswirkung aufweisen, die sogenannten Schiebebremsen (Lever Drag Brakes). Bei diesem, außerhalb der Spule gelegenen Bremssystem, wird die Kraft vom Hebel auf zwei Andruckplatten übertragen, die schließlich die Rolle zum Abbremsen bringen.
Im Folgenden hat Vergleich.org Ihnen die Vor- und Nachteile der Sternbremse gegenüber der Schiebebremse aufgelistet:
Vorteile- fein justierbar, Bremskraft somit besser dosierbar
- Freilaufknopf vorhanden
- geringeres Binding-Risiko
- meist kostengünstiger
Nachteile- höheres Überhitzungsrisiko, daher schnellere Abnutzung
- durchschnittlich schwächere Bremsleistung
- keine Voreinstellung der Bremskraft möglich
1.3. Im Kugellager siegt Qualität über Quantität
Um den Fisch geschmeidig und ohne Perückenbildung der Schnur an die Oberfläche zu bringen, ist die Wahl einer Rolle mit hochwertigem Kugellager von nicht unerheblicher Bedeutung; also der Elektro-Multirollen-Test. Mittlerweile ist die Tendenz erkennbar, dass verschiedene Hersteller versuchen, mit immer mehr verbauten Kugeln den Käufer anzulocken. Dabei entscheidet jedoch weniger die Anzahl der Kugellager, als vielmehr ihre Qualität über den dauerhaften Erfolg Ihrer Elektro-Multirolle. Dennoch sollten mindestens zwei, besser noch drei oder mehr Kugeln, in der Rolle vorhanden sein, um eine optimale Leichtläufigkeit zu gewährleisten.

Es gibt sie in den unterschiedlichsten Größen und Ausführungen. Neben ihrem Einsatz in Fahrzeugrädern- und -motoren sorgen die Kugellager auch in Angelrollen für verminderte Reibung.
Als qualitativ relevante Merkmale eines guten Kugellagers gelten dabei zum einen die Materialqualität– und -reinheit, zum anderen die spezielle Positionierung und Verarbeitung der Kugeln. Auch die Befettung der Kugellager hat einen gewissen Einfluss auf Verschleißintensität und Laufgeräusch, gleichwohl sich hier selten Angaben von Herstellern finden lassen.
Das eingesetzte Material wirkt sich entscheidend auf die Widerstandsfähigkeit und Haltbarkeit des Kugellagers, sowie auf das Gewicht desselben in der Rolle aus. Häufig hat sich hier der Einsatz von (legiertem) Edelstahl als Standard etabliert, da dieser ein befriedigendes Maß an Rostresistenz aufweist und zudem meist salzwasserfest ist. Andere Materialien wie Kohlenstoffstahl, die vor allem aus Kostengründen vermehrt ihren Weg in die Rolle finden, haben sich bzgl. jener Eigenschaften als weniger zuverlässig erwiesen.
hallo, ich möchte demnächst von meiner stationären auf eine Elektrorolle umsteigen. Sind für die Bedienung irgendwelche Vorkenntnisse nötig?
Lieber Herr Fiebig,
für die Benutzung einer Elektro-Multirolle sind an und für sich keine besonderen Vorkenntnisse nötig. Allerdings geht bei vielen Anglern, die den Wechsel von Stationär- zu Multirollen vollziehen, eine Umgewöhnung einher, da sich Wurftechnik, Handling usw. noch einmal spürbar unterscheiden. Oftmals erfordert der professionelle Umgang mit einer Multirolle mehr Übung und Erfahrung, gerade wenn man bisher nur an das Angeln mit Stationärrollen gewöhnt ist. Daher wären statt bestimmter Vorkenntnisse vor allem Zeit und Geduld angebracht. Auch können Sie mittels des obigen Vergleiches herausfinden, welche Elektro-Multirolle in Sachen Eigenschaften Ihrer Stationärrolle am nächsten käme, um großen Umstellungen z. B. bei Einzug und Bremswirkung aus dem Weg zu gehen.
Wir wünschen Petri Heil!
Das Vergleich.org-Team