3.1. Die Festplatten brauchen geeignete Anschlüsse

In den meisten PC-Gehäusen sind mindestens vier, manchmal mehr Einschübe für Festplatten vorhanden – genug Platz für ein RAID.
Ähnlich vielfältig wie sich die Stecker für Festplatten darstellen, zeigt sich die Auswahl bei den RAID-Controllers. Wegen der großen Verbreitung von SSDs haben sich neben den klassischen Steckverbindungen einige neue Standards etabliert, die der höheren Geschwindigkeit und kleineren Bauform gerecht werden.
Als Festplattenanschluss findet sich deshalb vor allem:
- S-ATA, SATA oder Serial ATA – der Standard in den meisten Systemen
- M.2 – für kleine Steckkarten mit hoher Geschwindigkeit
- U.2 – Nachfolger von M.2 mit mehr Funktionen
- ATA – nur bis 2001 weiterentwickelt und zur Rekonstruktion alter Festplatten einsetzbar
Typisch für große Festplatten mit mehreren Terabyte Speicher und günstige Einsteiger-SSDs ist der SATA-Anschluss an den Laufwerken. Eine SSD erreicht an einem solchen Anschluss eine Transferrate von 500 MB/s und eine rotierende Platte mit Magnetkopf knapp 200 MB/s. Entsprechend höher werden diese Werte in einem RAID.
Bei M.2 liegen die Transferraten typischerweise bei 2.000 MB/s und in einem RAID-System noch einmal höher. Begrenzt werden sie nur durch den Steckplatz des RAID-Controllers.
Der beste RAID-Controller lässt sich diesbezüglich nur anhand Ihres Vorhabens ermitteln, nicht pauschal an der Kategorie der Anschlüsse. Für einen großen Speicher ist S-ATA wegen der günstigeren Festplatte die bessere Wahl. Für maximale Leistung dürfen es auch zwei oder vier M.2-Steckplätze sein.
Tipp: Für den RAID-Controller in einem NAS-Storage, der Daten in Ihrem Netzwerk bereitstellt, genügt S-ATA vollkommen. Durch die Begrenzung der Netzwerkgeschwindigkeit wäre ein schnellerer Festplattenanschluss schlicht ohne Vorteil.
3.2. Die Anzahl der Platten bestimmt auch den Preis
SAS
Mit Serial-Attached-SCSI (SAS) wird eine Weiterentwicklung des alten Parallelanschlusses für Festplatten bezeichnet. Dieser ist aber in der Lage, dank hoher Übertragungsraten vier S-ATA-Festplatten an einem Stecker einzubinden. Während der Anschluss im normalen PC kaum verwendet wird, erfreut er sich wegen dieses Vorteils großer Beliebtheit an RAID-Controllern.
Bei der Anzahl der Ports haben Sie annähernd freie Wahl. Zur Beschleunigung Ihres Systems genügen schon zwei Anschlüsse. Wollen Sie sichergehen und entscheiden sich für ein RAID 10, müssen mindestens vier Ports vorhanden sein.
Im privaten Computer werden Sie nur selten in die Verlegenheit kommen, noch mehr Festplatten zu einem RAID-System zusammenschließen zu müssen. An den häufig genutzten SAS-Anschlüssen können Sie mit dem passenden Kabel jeweils vier Festplatten anschließen. Außerdem gibt es fast immer die Möglichkeit, die einzelnen RAID-Controller ebenfalls zusammenzuschließen.
Aus diesem Grund wird die maximale Festplattenanzahl bei vielen Modellen von Broadcom oder HighPoint oft mit 128 oder sogar noch mehr angeboten. Zumeist kann ein einzelner RAID-Controller aber nicht mehr als acht Festplatten gleichzeitig verwalten.
3.3. Die Version des Steckplatzes entscheidet

Gerade bei intensiver Nutzung wird eine Festplatte irgendwann versagen. Im RAID-Verbund wird sie dann einfach gewechselt, die Daten bleiben erhalten.
RAID-Controller werden auf PCIe-Steckplätzen verbaut. Das sind die typischen Anschlüsse für Steckkarte, zum Beispiel auch für die Grafikkarte. Der große Vorteil von PCI-Express ist die extrem hohe Datenrate, die je nach Ausführung bei über 60 GB/s liegen kann, also dem Hundertfachen einer S-ATA-Festplatte.
Achten Sie beim Kauf unbedingt auf die Version des PCIe-Anschlusses, da hier bereits eine Begrenzung der maximalen Geschwindigkeit vorliegen kann. Hinzu kommt die Anzahl der Leitungen, über die sich die Transferrate multiplizieren lässt.
PCIe 2.0 schafft 0,5 GB/s. PCIe 2.0 4x schafft dementsprechend 2 GB/s. Nutzen Sie an einem solchen Anschluss vier SSDs mit S-ATA, ist der entsprechenden RAID-Controller bereits zu langsam. Allgemein sollte ein aktueller RAID-Controller mindestens PCIe 3.0 8x vorweisen, damit genug Geschwindigkeitsreserven vorhanden sind.
3.4. Die Höhe ist nicht nur vom Gehäuse abhängig
Wollen Sie ein sehr schlankes Gehäuse einsetzen und ist in Ihrem Server nicht mehr Platz, sollte Sie außerdem auf einen Low-Profile-RAID-Controller achten. Dieser ist nur halb so hoch wie eine gewöhnliche Steckkarte. Die Leistung wird in der Regel dadurch nicht beeinträchtigt, da die elektronischen Schaltungen kaum Platz benötigen.
Einen Low-Profile-RAID-Controller mit vier M.2-Anschlüssen werden Sie dagegen nur selten finden, da der Platz für Anschlüsse nicht ausreicht und im Sinne einer guten Wärmeabfuhr nicht auf beiden Seiten SSDs angebracht werden können.

Hallo, vielen Dank für den hilfreichen Vergleich! Ich habe mich aber sehr gewundert, dass der Adaptec-Controller RAID5 nicht unterstützen soll. In der Dokumentation zum 8805E steht es anders. Dort wird als Konfigurationsbeispiel ein RAID5-Array erstellt.
He,
wenn alle Festplatten identisch sind im RAID, müsste alles doch am besten funktionieren.
Ich habe aber gelesen, dass das gar nicht stimmen soll. Können Sie mir den Grund nennen?
Danke und viele Grüße
Franz Winkler
Guten Tag Herr Winkler,
vor allem in großen kommerziellen Systemen ist die Auswahl identischer Festplatten nicht ohne Gefahr. Gibt es in einer kompletten Produktionsreihe einen Herstellungsfehler, könnten mehrere Festplatten nach derselben Zeit ausfallen.
Damit wäre der große Vorteil der Datensicherheit von RAID 1 oder RAID 5 hinfällig. Aus diesem Grund wird in besonders sensiblen Systemen darauf geachtet, dass die Festplatten zwar grundlegend gleich sind, aber niemals aus dem selben Produktionszyklus stammen.
Mit den besten Grüßen
Ihr Vergleich.org-Team