1.1. Grundfunktionen eines VoIP-Telefons
Unter einem VoIP-Telefon (auch: Internettelefon, IP-Telefon, Telefonanlage VoIP) versteht man ein Gerät, das für das Empfangen und versenden von Sprachinformationen (telefonieren) nach daten-basiertem Protokoll gebaut ist.

Die Schaltschränke der Internetknotenpunkte übertragen zunehmend auch Telefongespräche.
Dabei werden zunächst, ähnlich wie bei einem normalen Telefon, die Töne der Telefonierenden per Mikrofon in elektrische Signale umgewandelt. Diese Signale werden jedoch per Internet-Telefonie in Paketdaten unterteilt, also digitalisiert, bevor sie an den Empfänger übermittelt werden.
Diese Technologie ermöglicht es, die bereits bestehende Infrastruktur des VoIP-Providers für die Telefonie zu nutzen. Mittel- bis langfristig werden so die Kosten für die Instandhaltung gesenkt, da die Datenverbindungen für Internet, Telefon (VoIP) oder Fernsehen (Sat over IP, Sat>IP) durch die gleichen Kabel gewährleistet werden.
Eine VoIP-Telefonanlage verfügt daher auf der optischen Seite meist nicht über mehr oder andere Ausstattungsmerkmale als ein normales Festnetztelefon. Es hat ebenso einen Hörer, Tasten, ein Mikrofon, sowie ein Display zum Wählen. Auch gibt es VoIP-Telefone als kabellose oder kabelgebundene Geräte.
Darüber hinaus gibt es jedoch weitere Möglichkeiten, die mit dem IP-basierten Übertragungsstandard bestehen: So können viele der Modelle mehrere Gespräche parallel führen, bis zu vier sind keine Seltenheit. Damit zeigt sich, dass VoIP auch eine Weiterentwicklung des ISDN-Standards ist, welcher den ersten Schritt der Digitalisierung des Telefonierens darstellte.
1.2. Geschichte des Telefons
1.2.1. Die Anfänge
Telefonie
Setzt sich aus den altgriechischen Worten ???? (tele) – fern – und ???? (phoné) – Stimme – zusammen. Der Begriff wurde von Philipp Reis eingeführt, in Anlehnung an den Fernschreiber (Telegraph).
Vielen ist bekannt, dass der erste gelungene Versuch, Sprache über eine Entfernung zu übertragen, von Philipp Reis im Jahre 1861 durchgeführt wurde. Eine Vorführung seiner Erfindung fand am 26. Oktober 1861 statt. Dabei sprach er vor den Mitgliedern des Physikalischen Vereins die Worte “Das Pferd frisst keinen Gurkensalat” in den Fernschreiber, wie er seine Erfindung nannte.
In den USA wurde seine Erfindung weiterentwickelt und von Alexander Graham Bell 1876 zum Patent angemeldet. Er gilt heute vielen als Erfinder des Telefons. Tatsächlich jedoch stützte er seine Entwicklung auf die Erkenntnisse von Reis. Vor dem Gesetz jedoch mag die Aussage stimmen: Im Laufe seines Lebens gewann Bell über 600 Prozesse, da er zuerst das Patent für das Telefon erhalten hatte. Weitere Verbesserungen an der Technik wurden jedoch auch von anderen Erfindern vorgenommen.

Telefone haben sich im Laufe der Zeit auch im Äußerlichen gewandelt. Ein IP-fähiges Telefon sieht etwas anders aus als das hier abgebildete.
Nach der erfolgreichen Umsetzung seines Patents machte sich Bell daran, die Infrastruktur für die Telefonie zu schaffen. Dies war zunächst von Schwierigkeiten begleitet, sodass Bell seine Firma zwischenzeitlich sogar an der Konkurrenten Western Union Telegraph Company zu verkaufen gewillt war – diese lehnte jedoch ab. Nach einigen Umfirmierungen und Fusionen entstand schließlich 1885 die American Telephone and Telegraph Company (AT&T). Dieses Unternehmen besteht (wiederum nach einigen Umstrukturierungen und Übernahmen) bis heute – und war 2014 der umsatzstärkste Telekommunikationskonzern der Welt.
In Deutschland begann der Aufbau eines Telekommunikationsnetzes im Jahr 1877. In diesem Jahr begann die (damals noch) Bell Telephone Company, ihre Produkte zu vertreiben. Der Generalpostmeister von Berlin baute die erste Telefonleitung. Noch im gleichen Jahr begann eine Serienproduktion von Telefonen. Ab 1881 wurde die Voraussetzung für Ferngespräche geschaffen.
1.2.2. Soziale Aspekte der Telefonie
Die Verbindung der einzelnen Apparate miteinander wurde direkt hergestellt – von der Fernsprechvermittlung. Diese nahm zunächst das Gespräch an und fragte, an wen vermittelt werden solle. Einige Eindrücke in den Alltag von Telefonistinnen vermittelt der folgende Film:
Frauen wurden bevorzugt in der Telefonvermittlung eingesetzt, da die höheren Stimmen auch bei schlechter Verbindung besser zu verstehen waren als tiefe Männerstimmen. Somit trug die Telefonie auch dazu bei, dass Frauen in die Arbeitswelt eintreten konnten: Als “Fräulein vom Amt” waren die Mitarbeiterinnen in der Telefonvermittlung im 20. Jahrhundert bekannt.
Mit der zunehmenden Automatisierung der Telefonvermittlung verschwand der Beruf der Telefonistin später wieder. Um 1966 war die Automatisierung in der BRD nahezu flächendeckend abgeschlossen.

Eine ISDN-Anlage der Deutschen Telekom. Ein aktuelles VoIP-Telefon der Telekom kann an einem solchen Gerät nur mit Gateway, einem VoIP-Telefonadapter, betrieben werden.
1.2.3. Die Digitalisierung
Der nächste Schritt bestand in der Digitalisierung, welche ab den 1980er Jahren vorangetrieben wurde. Dabei entschied man sich in Europa für eine Zusammenarbeit, um nicht durch nationalisierte Standards den Anschluss an die Innovationstreiber USA und Japan zu verpassen. In Deutschland war der digitale Standard ISDN ab Herbst 1995 flächendeckend verfügbar.
Mit dem neuen digitalen Standard konnten weitere Informationen übermittelt werden. Waren die analogen Signale noch auf das Gespräch beschränkt, wurde es nun möglich, auch weitere Informationen mitzusenden, etwa die Telefonnummer des Anrufenden. Auch konnten mehrere Nummern für einen Anschluss vergeben werden.
Möglich wurde weiterhin, einen Anschluss für mehrere Dienste zu verwenden – Telefonie und Datenübertragung (Internet) beispielsweise. Einige werden sich noch erinnern: Vorher war es nur möglich, entweder zu telefonieren oder im Internet zu surfen. Beides parallel ging erst mit dem Digital-Standard. Zudem war es mit ISDN möglich, die Sprachqualität zu verbessern.
Wussten sie schon? Die Umstellung auf VoIP-Technik wird als „sanfte Migration“ bezeichnet, da die Betreiber erst nach und nach auf die neue Technik umsteigen. Die deutsche Telekom will Ende 2018 keine neuen ISDN-Anschlüsse mehr bereitstellen. Andere Hersteller geben an, den ISDN-Standard noch darüber hinaus unterstützen zu wollen.
1.3. VoIP-Technik
Die neuen Dienste der Internettelefonie machen sich die Struktur des Internets zu eigen. Diese wird durch das Internet Protocol (abgekürzt IP) festgelegt. Ein IP-basierter Anschluss funktioniert so: Jeder Teilnehmer im Netzwerk erhält bei einem IP-Anschluss eine Adresse, die ihn eindeutig lokalisierbar macht. Dabei muss diese Adresse nicht statisch festgelegt sein, sie kann auch bei jeder Verbindung neu zugewiesen werden. Bei DSL-Verbindungen ist die dynamische Adressierung der Standard. Sie hat den Vorteil für den Provider, dass im Durchschnitt weniger als eine IP-Adresse pro Benutzer gebraucht werden.

Ob ein Modell aus einem IP-Telefon-Test VoIP-fähig ist, erkennen Sie nicht unbedingt am Äußeren – das hier abgebildete ist eines.
Bei der Internettelefonie werden die Gesprächsdaten in Datenpakete aufgeteilt, die über das weltweite Datennetz weitergegeben werden. Das am häufigsten verwendete Protokoll für den Verbindungsaufbau ist dabei das Session Internet Protocol, abgekürzt SIP. Manchmal werden VoIP-Telefonanlagen deshalb auch SIP-Telefone genannt. Die Telefone melden dem System ihre momentane Adresse und sind so erreichbar. Da sich die IP mit jeder Verbindung ändern kann, ist dieser Zwischenschritt nötig, um eine Verbindung aufbauen zu können.
Der Verbindungsaufbau funktioniert in vier Schritten:
- das IP-Telefon, schnurlos oder nicht, sendet eine Nachricht mit der Adresse des Gesprächspartners an den SIP-Anbieter
- der Server leitet den Anrufwunsch an die IP-Telefonanlage des Ziels weiter
- wenn eine Verbindung zustande kommen kann (nicht besetzt), schickt dieses eine entsprechende Nachricht zurück
- der Anrufer erhält ein Freizeichen, das Telefon des Angerufenen klingelt
Die eigentliche Gesprächsübertragung wird wiederum mit einem anderem Protokoll, dem RTP (Real-Time Transport Protocol), realisiert. In Deutschland wird ein IP-basierter Anschluss noch mit einer Telefonnummer gekoppelt, obwohl eine VoIP-Telefonnummer nicht unbedingt erforderlich ist.
Die Gesprächsqualität bei Datenübertragung von Telefongesprächen kann besser sein als bei der herkömmlichen Übertragung, jedoch kann es durchaus zu schlechterer Erfahrung kommen, wenn das Netz überlastet ist. Weil Gesprächsdaten mit allen anderen Daten gleichbehandelt werden (Best Effort), besteht keine Priorisierung.
Internettelefonie wird schon jetzt häufig eingesetzt, besonders in größeren Organisationen, da man weniger Anschlüsse braucht, um viele Durchwahlen zu bekommen. Je nach Endgerät sind auch multiple Verbindungen möglich. Machen Sie einen IP-Telefon-Test, werden Sie feststellen: Einige der Geräte ermöglichen bis zu vier gleichzeitige Verbindungen.

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