- Eine private Haftpflichtversicherung kostet zwar nicht viel, kann aber Existenzen retten, da Sie ohne im Ernstfall mit Ihrem gesamten Vermögen haften müssen.
- Die Haftpflicht zahlt, wenn Sie Schäden an Dritten oder deren Eigentum verschulden und deshalb gesetzlich verpflichtend sind, zu haften. Auch grobe Fahrlässigkeit ist so versichert.
- Eine umfassende Leistung der Haftpflicht zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass der Schutz auch bei unerfüllten Forderungen Ihrerseits, Schäden an geliehen Gegenständen und bei Schlüsselverlust greift.
Etwa 15 % der Deutschen besitzen keine private Haftpflichtversicherung – und gehen somit das Risiko ein, Schadensersatzzahlungen im sechsstelligen Bereich leisten zu müssen. Haften müssen Sie womöglich selbst dann, wenn kein leichtsinniges Verhalten im Spiel war.
Günstige Haftpflichtversicherungen gibt es dabei schon ab 30 Euro im Jahr und sehr guten Schutz ab 50 Euro. Auf diese Police zu verzichten ist also Sparen an der falschen Stelle.
Unser Vergleich der privaten Haftpflichtversicherung für 2023 erläutert, auf welche Bedingungen Sie bei der Tarifauswahl besonders achten sollten und wie Sie Ihre Kosten niedrig halten. Außerdem stellen wir die Ergebnisse der jüngsten Tests zu privaten Haftpflichtversicherungen vor.
Dieses Video gibt einen schnellen Überblick darüber, wann jede Haftpflichtversicherung leistet und auf welche zusätzlichen Klauseln Sie achten müssen.
1. Was bietet die Versicherung zusätzlich?
Für die Wahl des passenden Tarifs sollten nicht nur die Kosten eine Rolle spielen. Einzelne zusätzliche Leistungen der Haftpflichtversicherung könnten für Sie sehr wichtig werden. Unser obiger Versicherungsvergleich zeigt den Leistungsumfang der einzelnen Tarife an.
1.1. Absicherung für Freundschaftsdienste
Wenn Sie einem Bekannten beim Umzug helfen und seine teure Stereo-Anlage fallen lassen, die dabei kaputt geht, dann müssen Sie dafür nicht haften. Wer unentgeltlich Freundschaftsdienste in Anspruch nimmt, der bleibt auf den Schäden sitzen.
Viele möchten natürlich dennoch die Ausgaben übernehmen, wenn man durch ungeschicktes Verhalten die Sachen des Freundes kaputt gemacht hat. Hier greifen Versicherungen, die explizit Gefälligkeiten einschließen.
1.2 Ausfalldeckung stellt das Prinzip der Haftpflicht auf den Kopf
Passiver Rechtsschutz
Hat jemand Drittes unberechtigte Forderungen gegen Sie, übernimmt die Haftpflicht die Rolle einer Rechtsschutzversicherung und zahlt die Kosten für Sachverständigen, gerichtliche und außergerichtliche Kosten im Rahmen der Schadensabwehr.
Sie haben einen Rechtsanspruch auf Schadensersatz eines Dritten, wenn dieser Ihnen oder Ihrem Eigentum einen Schaden zufügt. Doch das heißt noch lange nicht, dass Ihren Forderungen nachgegangen werden kann, nämlich dann, wenn die Person selbst keine Privathaftpflichtversicherung hat und ihr jetziges und zukünftiges Vermögen für die Ansprüche nicht ausreicht.
In solchen Fällen begleicht die Versicherung alle ausgefallenen Forderungen an Sie, die Klausel bezeichnet man daher auch als Forderungsausfalldeckung.
Haftpflichtversicherungen mit Ausfalldeckungen kosten kaum mehr als ohne, jedoch sind Beeinträchtigungen an Kfz oder Immobilien nicht versichert.
1.3. Ohne Schlüsselversicherung wird die neue Schließanlage sehr teuer
Nicht jede Haftpflichtversicherung übernimmt Schlüsselverlust. Wohnen Sie in einem Mietshaus mit einer Schließanlage oder besitzen Sie einen Büroschlüssel, kann Sie der Verlust des Schlüsselbunds mehrere tausend Euro kosten – sofern die Anlage tatsächlich ausgetauscht wird. Dies ist dann der Fall, wenn Missbrauchsgefahr besteht.
Werfen Sie dagegen den Schlüssel in den Gulli oder ist der Schlüssel weder einem Namen, noch einem Haus zuordenbar, muss die Anlage nicht ausgetauscht werden.
1.4. Schutz bei Schimmel und anderen Allmählichkeitsschäden
Allmählichkeitsschäden sind Defekte, die im Laufe der Zeit durch Feuchtigkeit, Rauch, Staub oder Ruß entstanden sind.
Während normale Mietschäden bei jeder privaten Haftpflichtversicherungen inbegriffen sind, gehören solche Folgeschäden nicht zu jedem Tarif.
Für Mieter und Vermieter kann es sinnvoll sein, durch den Zusatz u.a. bei Schimmel versichert zu sein. Der Mieter trägt für Schimmelbildung in der Wohnung übrigens nur dann die Schuld, wenn ein Gutachter feststellt, dass fehlerhaftes Verhalten wie unzureichendes Lüften und Heizen ursächlich sind.
Neben den Allmählichkeitsschäden sind auch Einbauten und Glas nicht immer versichert. Wenn Sie möchten, dass auch die Fenster und Einbauküche versichert sind, lohnt sich ein Tarif mit einem erweiterten Schutz bei Mietschäden.
1.5. Geliehenes
Während Sie eine ausgeliehene Sache besitzen fällt diese nicht unter die Absicherung einer normalen Privathaftpflicht. Manche Anbieter haben ihren Schutz jedoch erweitert, sodass Ihnen ein paar Probleme abgenommen werden, wenn Sie z.B. ein geborgtes Mountain-Bike zu Schrott fahren oder die Kamera eines Freundes fallen lassen.
1.6. Schaden durch elektronische Daten
Bei einigen Tarifen ist es mitversichert, wenn Sie durch die Übermittlung elektronischer Daten via Mail, Internet oder Datenträger an einem fremden Gerät einen Schaden verursachen. Die Versicherung zahlt jedoch nur, wenn Ihr Virenscanner und die Firewall auf dem neusten Stand der Technik sind.
2. Welche Tarife gibt es für Familien, Partner und Alleinerziehende?
Eine Familienhaftpflicht versichert alle Familienmitglieder aus einem Haushalt und ist günstiger, als wenn für jeden einzeln eine Versicherung abgeschlossen wird. Auch unverheiratete Paare können gemeinsam eine Haftpflicht abschließen, sofern sie am gleichen Wohnsitz gemeldet sind.
Kinder mitzuversichern ist ein Muss! Eltern haften für ihre Kinder, wenn sie ihre Aufsichtspflicht verletzt haben. Wann dies der Fall ist, lässt sich nicht immer so einfach definieren und wird deshalb häufig vor Gericht geklärt.
Kinder ab 7 Jahren und im Straßenverkehr ab 10 müssen manchmal auch schon selbst haften. Dies hängt immer von der konkreten Situation, dem Alter und Charakter des Kindes ab. Auf jeden Fall sollte der Versicherungsschutz auch dann greifen, wenn nicht die Eltern, sondern das Kind haftet.
Zu einer sehr guten Haftpflicht für Familien und Alleinerziehenden gehört die Erstattung von Schäden, für welche weder die Eltern, noch das Kind zu Ersatz gesetzlich verpflichtet sind. Das ist z.B. hilfreich, wenn beim Spielen Eigentum der Nachbarn kaputt gemacht wird und man diese nicht auf den Kosten sitzen lassen möchte.
3. Wie lassen sich die Beiträge verringern?
3.1. Selbstbeteiligung
Wer eine gewisse Selbstbeteiligung akzeptiert, bekommt deutlich günstigere Prämien. Die Selbstbeteiligung sollte ca. 150 Euro betragen. Eine Selbstbeteiligung von mehr als 200 Euro ist meist nicht empfehlenswert, da sich die Beiträge dann nicht mehr oder nur noch geringfügig verringern.
Tarife ohne Selbstbeteiligung empfehlen wir nicht, da kleine Schäden besser selbst gezahlt werden sollten. Die Anbieter haben nach der Begleichung des Schadens ein Sonderkündigungsrecht und es kann für Sie schwierig werden, nach einem Versicherungsfall einen neuen Vertrag zu guten Konditionen zu bekommen.
3.2. Jährliche Zahlung und lange Laufzeit
Einfach, aber wirksam: Jede Versicherung gewährt Rabatte bzw. fordert Zuzahlungen bei mehr als einer Zahlung im Jahr. Meist kann der Termin ausgesucht werden.
Normalerweise dürfen Sie die private Haftpflichtversicherung jährlich kündigen, manche Assekuranzen bieten jedoch geringere Monatsbeiträge, wenn eine Laufzeit von drei Jahren abgeschlossen wird. Da es keine zeitlichen Lücken geben sollte, in denen Sie nicht haftpflichtversichert sind, ist ein längerer Vertrag keine schlechte Idee.
Von Laufzeiten länger als drei Jahre raten wir jedoch ab, da die Konditionen spätestens alle 5 Jahre verglichen werden sollten.
3.3. Kombiprodukte lohnen sich nicht immer
Die Assekuranzen werben gerne mit großen Rabatten, wenn man gleich mehrere Policen bei ihnen abschließt. Außerdem ersparen Sie sich Verwaltungsaufwand.
Möglich sind Kombinationen mit der:
- Hausratversicherung
- Rechtsschutzversicherung
- private Unfallversicherung
- Hausversicherung
- Tierhalterhaftpflichtversicherung
Am beliebtesten sind die Kombinationen von Haftpflicht und Hausratversicherung oder mit der Tierhalterhaftpflicht, welche Hundebesitzern dringend empfohlen sei.
Die Allianz wirbt mit einem Sparpotenzial von bis zu 20 %, wenn man alle aufgezählten Produkte (bis auf die Hausversicherung) kombiniert.
Preisvorteile sollten kein Grund für Sie sein, eine Police abzuschließen, die Sie sonst nicht ausgewählt hätten. Selbst die Hausrat benötigen viele Menschen nicht und eine umfassende Rechtsschutzversicherung erst Recht nicht.
Achten Sie auch darauf, dass durch das Gesamtpaket die Flexibilität der einzelnen Produkte nicht zu sehr eingeschränkt wird und sie auch alleine schon gute Konditionen aufweisen.
4. Mindestens 5 Mio. € abdecken

Bevor Sie das Pferd eines Anderen ausreiten oder fremde Hunde hüten, klären Sie ab, ob die Tierhaftpflicht des Halters dies versichert oder, ob Sie bei Ihrer Haftpflicht einen Zusatz für fremde Tiere benötigen.
Die Versicherungssumme sollte 5 Mio. Euro oder mehr betragen. Das mag übertrieben klingen, doch wenn die Schuld daran tragen, dass jemand eine dauerhafte körperliche Behinderung erleidet, geht die Entschädigungsforderung schnell in die Millionenhöhe. Neben medizinischen Ausgaben muss dann auch für Einkommensausfälle aufgekommen werden.
Ein Sachschaden sollte in Hinblick auf die Versicherungssumme nicht zum Problem werden – anders sehen es wohl die Eltern der Kinder, die in Berlin aus Versehen eine Kirche niedergebrannt haben (die Kirche verzichtete auf alle Ansprüche).
5. Viele sehr gute Noten bei der Stiftung Warentest
2014 prüfte Finanztest private Haftpflichtversicheurngen für Familien. Das Tochtermagazin von Stiftung Warentest nahm nur solche Tarife unter die Lupe, die eine Deckungssumme von mindestens 5 Mio. Euro zusagten, eine höhere Summe wirkte sich positiv auf die Gesamtnote aus.
Um eine gute Bewertung zu erhalten, mussten die Tarife u.a. Allmählichkeitsschäden, Schäden an Mietsachen und an fremden Computern abdecken sowie Schutz im Ausland bieten.
Es wurden ausschließlich die Leistungen in die Bewertung einbezogen.
Die beste Haftpflicht (Note: 0,7) bieten dem Test nach
- Helvetia mit „Komfort + Baustein Plus“ und „Komfort Vital + Baustein Plus“
- Interrisk mit „XXL“
- Asstel mit „Komfort“
Die zweitbeste Bewertung (0,8) in dem Vergleich der privaten Haftpflichtversicherungen schafften die Gothaer, Haftpflichtkasse Darmstadt sowie HDI.
6. Haftpflichtversicherungs-Test des DISQ
Das Deutsche Institut für Service-Qualität prüfte 2016 die privaten Haftpflichtversicherungen von 61 Gesellschaften. Die Leistungen und Kosten der Versicherungen bewertete man in Bezug auf Familien-Tarife und auf Single-Tarife.
In beiden Kategorien gehörten die Ausfalldeckung, Zahlung bei Verlust des beruflichen Schlüssels sowie bei Gefälligkeitshandlungen zu den Mindestanforderungen. Außerdem sollte die Versicherungssumme für Personen- und Sachschäden 10 Mio. und für Vermögensschäden 100.000 Euro betragen.
Unter den Familienversicherungen im Test boten alle Tarife zudem Versicherungsschutz für Kinder unter 7 Jahren, die nie selbst haften.
Privathaftpflicht-Testsieger wurde die Oberösterreichische Versicherung. Es folgten die GVO und Interrisk. Es erhielten noch zehn weitere Anbieter die Note sehr gut, darunter die Gothaer, Hannoversche und AXA.
7. Fragen und Antworten rund um das Thema Haftpflichtversicherung
Was kostet eine Haftpflichtversicherung?
Sie kostet für Singles meistens zwischen 30 und 60 Euro im Jahr bei einer Selbstbeteiligung von 150 Euro. Die Jahreskosten für Premium-Tarife für Familien betragen teilweise mehr als 100 Euro.» Mehr InformationenWas übernimmt die private Haftpflichtversicherung und was nicht?
Alle Schäden an Dritten oder deren Eigentum, die laut Gesetz übernommen werden müssen, wenn sie durch eigene Handlungen verursacht wurden. Vorsätzliche Handlungen sind natürlich ausgeschlossen.Wer baut, benötigt eine Bauherrenhaftpflicht, Selbstständige eine Berufshaftpflicht und Autofahrer sind zur Kfz-Haftpflichtversicherung verpflichtet. Vermieter benötigen eine gesonderte Grundbesitzhaftpflichtversicherung, bspw. für den Fall, dass ein Fußgänger vor seinem Haus ausrutscht und sich schwer verletzt.» Mehr InformationenWie lange ist ein Kind in der Haftpflichtversicherung mitversichert?
Volljährige Kinder sind weiter versichert, sofern Sie noch zur Schule gehen oder sich einer Berufsausbildung widmen, also einer Lehre oder dem Studium. Während kurzer Unterbrechungen der Ausbildungszeit wie etwa FSJ sind Kinder ebenfalls bei der Versicherung ihrer Familie mitversichert. Heirat das Kind oder ist älter als 24, muss es sich selbst um den Versicherungsschutz kümmern.» Mehr InformationenWer braucht eine Privathaftpflichtversicherung?
Jeder.» Mehr Informationen
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