- Die Basis-Rente, besser bekannt als Rürup-Rente, ist die einzige staatlich geförderte Rentenversicherung für Selbstständige.
- Rürup ist unbeliebt und gilt als zu starr – für bestimmte Personen lohnt sich das System dennoch.
- Sicherheitsorientierte Menschen bevorzugen Rürup in Form der klassische Versicherung mit hoher Rentengarantie. Die fondsgebundenen Varianten bieten höhere Renditen.
Die Rürup-Rente ist der kleine unbeliebte Bruder der Riester-Rente: Nur etwa zwei Millionen Verträge wurden in seiner über zehnjährigen Geschichte abgeschlossen. Manche Nachteile dieser Form der Altersvorsorge sind dem niedrigen Zinsniveau geschuldet, manche den starren Konditionen, welche seine Macher bis heute befürworten. Die Vorzüge überwiegen aber oftmals – aus Mangel an Alternativen.
Welchen Marketingtrick Sie nicht glauben und von welchen Anbietern Sie besser die Finger lassen sollten, erfahren Sie ebenfalls in unserem Ratgeber.
1. Für wen ist die Rürup-Rente sinnvoll?
Grundsätzlich kann jeder mit einer Basisrente vorsorgen. Sie kann als Ergänzung zur Pension oder gesetzlichen Rente genutzt werden. In erster Linie ist Rürup aber für Selbstständige, Freiberufler und Gewerbetreibende gedacht. Ob und wann sich eine Rürup-Rente lohnt, hängt von wesentlich mehr ab.
Der Muster-Kandidat
- darf nicht riesternund somit eh keine staatlichen Zulagen erhalten.
- verdient gut und kann daher viel Steuern einsparen, aber auch nicht spitzenmäßig.
- bevorzugt lebenslange Rentenbezüge statt eine einmalige Auszahlung des Gesamtbetrags.
- kann und will bis 62 mit der ersten Auszahlung warten, denn die Rürup-Rente ist nicht kündbar.
Wenn diese Eigenschaften nicht zutreffen, kann man immer noch eine private Rentenversicherung ohne Förderung abschließen. Anders als bei der Basisrente darf hier gewählt werden zwischen lebenslangen Bezügen oder einer vollständigen bzw. teilweisen Auszahlung auf einen Schlag. Ebenso ist der Beginn des Rentenalters flexibel bestimmbar. Mehr Zinsen gibt es dafür aber auch nicht.
2. Wie funktioniert Rürup?
Seit wann gibt es die Rürup-Rente?
Zu dem Zweck, auch Selbstständigen eine staatlich geförderte Altersvorsorge zu ermöglichen, wurde 2005 die Basisrente eingeführt. Benannt wird sie auch nach ihrem Erfinder Bert Rürup. Der Ökonom und SPD-Politiker beriet damals die Schröder-Regierung bei ihrer Rentenreform, die u.a. Mittel gegen Altersarmut finden sollte.
2.1. Garantiezins sinkt
Die Versicherten leisten monatlich, quartalsweise oder auch jährlich Beitragszahlungen, die zuvor fest vereinbart wurden. Zusätzlich erlauben manche Anbieter Einmalzahlungen. Die Versicherungen versuchen dann, das Kapital zu vermehren und zahlen in der Rentenphase die Beiträge samt erwirtschafteten Erträgen.
Die laxe Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) nagt dabei sehr an der Basis-Rente und an Lebensversicherungen. Denn die Versicherer müssen bei den klassischen Produkten einen wesentlichen Teil der Beiträge in Staatsanleihen und andere festverzinsliche Wertpapiere anlegen.
Hinweis: 2017 beträgt der Garantiezins für Rürup, andere private Rentenversicherungen und Lebensversicherungen 0,90 Prozent.
Knapp bei Kasse? Dann können Sie die Rentenversicherung kurz- oder langfristig beitragsfrei weiterführen. Das Geld, das bereits eingezahlt wurde, wird weiter angelegt und nach der Ansparphase gibt es verringerte Beiträge plus Zinsen. Aber Vorsicht: Für die Beitragsfreistellung können Stornokosten anfallen.
2.2. Was übernimmt der Staat?
Der Staat leistet anders als bei Riester keine direkten Zulagen zur Rente, doch bis zu einem bestimmten Grad sind die Einzahlungen absetzbar. Dieser Anteil steigt jedes Jahr um zwei Prozentpunkte: 2017 sind es 84 % der Beiträge und im Jahr 2025 dann die volle Summe.
Über den wachsenden Steuervorteil der Rürup-Rente darf man sich nicht allzu lange freuen. Die Rente wird – zu einem steigenden Anteil – nachgelagert besteuert. Wer heute den Ruhestand antritt, muss 72 % von der Brutto-Rente versteuern lassen. Ab 2040 werden es 100 Prozent sein. Der große Vorteil dieses Systems besteht jedoch darin, dass die Steuersätze im Alter niedriger sein werden als zur Erwerbszeit.
» Mehr Informationen3. Welche drei Sparformen gibt es?
In unserem Rürup-Rechner sind die Anlageformen fondsgebundene Versicherung und konventionelle Versicherung vertreten. Welcher Altersvorsorge für Sie geeignet ist, hängt vor allem von Ihrem Sicherheitsbedürfnis ab.
3.1. Klassische Versicherung
Bei klassischen Rentenversicherung, egal ob mit Riester, Rürup oder ungefördert, erhält man auf seine Sparanteile eine garantierte Verzinsung (0,9 % für Verträge von 2017). Die Sparanteile entsprechen den Beiträgen minus Gebühren für Vertrieb und Verwaltungen sowie Entnahmen für versicherte Risiken.
Wie unser Rürup-Rechner zeigt, variieren die Mindestrenten auch bei konventionellen Verträgen recht stark, da die Assekuranzen unterschiedliche Kostenstrukturen aufweisen und somit die Höhe der Sparanteile.
Legen die Anbieter das Geld der Versicherten erfolgreich an, beteiligen sie ihre Kunden an den Überschüssen. 2016 betrugen die Überschusszinsen häufig um die 3 %.
3.2. Fondsgebundene Police
Höhere Renditen versprechen fondsgebundene Versicherungen, da sie anders als klassische Tarife nicht auf die mageren Zinsen aus festverzinslichen Wertpapieren angewiesen sind. Die Beiträge werden stattdessen teilweise oder ganz in Investmentfonds angelegt. Die Gebühren für Policen auf Fondsbasis sind höher, wobei mittlerweile für die Rentenversicherungen nicht nur solche Fonds verwendet werden, die aktives Management erfordern, sondern auch die günstigeren Indexfonds, welche einen breit gestreuten Index nachzeichnen.
Garantiert werden meist die eingezahlten Sparanteile, manche Versicherungen gewähren noch einen freiwilligen Garantiezins.
Wir empfehlen eine Rürup-Rente mit Fonds für junge Sparer, die noch mindestens 20 Einzahlungsjahre vor sich haben. Denn über einen langen Zeitraum können schwache Phasen mit schlechten Kursen wieder ausgeglichen werden.
Tipp: Manche Versicherer ermöglichen es, eine fondsgebundene Rürup-Rente während der Ansparphase in einen klassischen Tarif umzuwandeln und somit an eine veränderte Risikoneigung anzupassen. Außerdem können der oder die ausgewählten Fonds gewechselt werden.
3.3. Fonds-Sparplan
Wer einen Sparplan abschließt, ist zunächst nur Kunde einer Fondsgesellschaft und legt sein Geld in unterschiedlich risikoreichen Fonds an. Meist wird dem Kunden garantiert, dass er später mindestens die Einzahlungen abzüglich Kosten wieder erhält, also nicht allzuviel verlieren kann.
In der Rentenphase wird das angesparte Geld in eine Versicherung umgelegt. Diese Art der Rente ist kaum relevant am Markt. Hauptsächlich bieten die Fondsgesellschaften DWS und Deka eine Basisrente als Sparplan an.
4. Wie schneiden die Anbieter der Rürup-Rente im Test ab?
Ende 2014 nahm Finanztest 47 Angebote genauer unter die Lupe. Das Tochtermagazin von Stiftung Warentest prüfte dabei ausschließlich Rürup-Renten in Form der klassischen Versicherung.
Schwerpunkt der Bewertung lag auf der Höhe der Rentengarantie und dem Anlageerfolg der vergangenen drei Jahre. Auch Flexibilität und Transparenz wurden getestet.
4.1. Gewinner
Wenig überraschend blieben sehr gute Ergebnisse aus.
Mit 1,7 waren Tarife der Vereinigten Hannoversche (VHV) sowie der EUROPA Versicherung AG Testsieger unter den Rüruprenten. Sie konnten in allen Kategorien überzeugen. Ebenfalls „gut“ schnitten u.a. Angebote der HanseMerkur, die wie EUROPA in unserem Rürup-Rechner vertreten ist.
4.2. Schlechte Noten und Verweigerung
Die schlechtesten Ergebnisse erzielten die Rheinland Versicherungen (4,4) und Gernali (4,6), vor allem auf Grund von niedrigen Mindestrenten.
Einige Unternehmen wollten sich keinen Tests unterziehen, dazu gehörten u.a. die AachenMünchner, Basler Versicherung sowie die Versicherungskammer Bayern.
4.3. Aktueller Basisrenten-Vergleich
2016 prüfte das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) die Tarife von 53 Versicherungsgesellschaften.
Grundsätzlich flossen ähnliche Faktoren in die Bewertung ein wie bei Finanztest, wobei z.B. die individuelle Produktgestaltung höher und die Mindestrenten niedriger gewichtet wurden. Wie hoch sind die Abschlusskosten? Wie lange gehen die Fristen zur Beitragsfreistellung? – um zwei der Einzelkriterien zu nennen.
Auch in diesem Rürup-Renten Vergleich liegt in der Kategorie „klassisch“ die EUROPA ganz vorne. Es folgen die Allianz und die Debeka, welche etwas geringere Flexibilität und Renditechancen bieten.
Unter den fondsgebundenen Tarifen mit Beitragsgarantie wurde ein Tarif der Stuttgarter zur besten Rürup-Rente gekürt.
Durch die sehr hohe Transparenz und Unternehmensstabilität konnte die Allianz wieder den zweiten Platz belegen.
5. Sinnvolle und sinnlose Zusatzversicherungen
Steuer-Vorteile gibt es auch bei Absicherungen für Berufsunfähigkeit oder Hinterbliebene, die mit der Rürup-Rente abgeschlossen werden.
Teilweise sind diese Policen aber schon im Rürup-Vertrag enthalten. Single und kein Kindergeldanspruch? Dann bringt Ihnen ein miteinbegriffener Schutz für Angehörige im Todesfall keinen Mehrwert und verringert die garantierte Rente.
Versicherung | Todesfallleistung frei wählbar |
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Auch eine zusätzliche Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) muss gut überlegt sein: Stoppt man die Beitragszahlungen für die Rürup-Rente, kann auch der BU-Schutz verloren gehen.
6. Die Mär von der Unantastbarkeit der Ersparnisse
Gerne propagieren die Unternehmen, die Rente sei pfändungssicher und dürfte nicht bei Verschuldung angetastet werden. Dies aus den vertraglichen Abtretungs- und Übertragungsverbote zu folgern, ist schlicht falsch.
Abgesehen von bestimmten Freigrenzen dürfen Gläubiger sowohl in der Ansparphase als auch während der Rente an die Ersparnisse heran. Die private Altersvorsorge ist pfändbar, das geht aus dem Schutz des Gläubigereigentums hervor, wobei das soziale Minimum dem Schuldner erhalten bleiben muss.
Teilweise geschützt sind die Ersparnisse für den Fall, dass Sie auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind. denn der Staat darf sie zum Vermögen anrechnen. Jedoch werden in Zukunft die Freibeträge, die nicht angetastet werden dürfen, für staatlich geförderte Altersvorsorge erhöht werden.
7. Fragen und Antworten
Wo gibt man die Rürup-Rente in der Steuererklärung an?
Bei der Steuererklärung gibt es dafür die Anlage Vorsorgeaufwand. Dieses Formular befindet sich im Mantelbogen unter „Sonderausgaben“.» Mehr InformationenGibt es einen Mindesteigenbetrag?
Es sind keine Mindestbeiträge gesetzlich vorgeschrieben. Einige Anbieter verlangen als Minimum 25 bis 50 Euro monatlich.» Mehr InformationenWie viel darf maximal von der Steuer abgesetzt werden?
2016 sind das für Ledige 82 Prozent von 22.766 Euro, also 18.686 Euro. Verheiratete können das Doppelte absetzen. Wer zusätzlich noch in berufsständisches Versorgungswerk einzahlt, kann weniger geltend machen.» Mehr InformationenKann man den Anbieter wechseln?
Sie können Ihren Rürup-Vertrag nicht kündigen, aber ein Teil der Versicherer bietet eine Wechseloption an. Bei der Prüfung von Stiftung Warentest erlaubten das nur ein Viertel der Anbieter.Bereits angespartes Kapital wird auf eine andere Versicherung übertragen. Auch wenn der neue Anbieter eine höhere Rendite in Aussicht stellt, lohnt sich der Wechsel nicht unbedingt: Sie zahlen doppelt für den Vertragsabschluss und die alte Versicherung darf Gebühren für den Verwaltungsaufwand verlangen.» Mehr Informationen
8. Fazit
Der staatliche Garantiezins auf eine private Rentenversicherung, der schon mehrmals gesenkt wurde, eignet sich nicht einmal zum Inflationsausgleich. Überschussrenditen können den Anlageerfolg verbessern, doch um sein Vermögen zu vermehren, reicht momentan weder eine private Renten- noch Lebensversicherung aus.
Hierfür könnte man etwas mehr Risiko wagen und bspw. über einen günstigen Online-Broker in Mischfonds investieren.
Was für diese Altersvorsorge spricht und welche Nachteile der Rürup unbedingt beachtet werden sollten, finden Sie hier gebündelt dargelegt:
- Vorteile
- hohe Steuervorteile möglich
- monatliche Rente bis ans Lebensende
- kaum Alternativen für Selbstständige zur Grundversorgung im Alter
- Nachteile
- kein Kündigungsrecht nach Ablauf der Widerrufsfrist
- evtl. Stornokosten für Beitragsfreistellung
- keine Vorteile bei geringen Steuerzahlungen
- vor allem klassische Tarife von Niedrigzinsniveau betroffen
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