Motorradhelm liegt mit Handschuhen auf dem Sitz.

Viele Biker machen sich beim Kauf ihres Motorrads oder bei der Wahl neuer Reifen wochenlang Gedanken – der Helm hingegen wird schnell gekauft. Dann liegt der Fokus häufig beim Design oder allein beim Preis. Dabei ist der Helm im Ernstfall ein wichtiger Schutz und sollte sorgfältig ausgewählt werden.

Denn der Motorradhelm ist wie ein guter Reisepartner – erst auf langen Strecken stellt sich heraus, ob er wirklich zu Ihnen passt. Doch was muss ein Motorradhelm eigentlich können? Und wie finden Sie den Helm, der nicht nur schützt, sondern sich anfühlt wie ein treuer Begleiter? Die Antwort auf diese Fragen finden Sie in unserem Ratgeber.

1. Wie wählen Sie Form und Ausstattung passend zu Ihrem Kopf?

Der Motorradhelm ist weit mehr als bloß Schutz vor Wind, Wetter und Stürzen: Er entscheidet auch darüber, wie wohl Sie sich auf Ihrem Motorrad fühlen und wie klar Sie die Straße sehen.

Das wichtigste Kriterium ist dabei die Passform. Ein Helm muss gut sitzen: fest und eng anliegend, aber nicht drückend oder unbequem.

Sitzt der Helm zu locker, fliegt er Ihnen im Ernstfall vom Kopf. Sitzt er zu eng, möchten Sie ihn allzu bald selbst wieder abnehmen, da das zu Druckstellen und Kopfschmerzen führen kann.

Mann mit Motorradhelm sitzt auf einem Motorrad und sieht zur Seite.

Wenn Sie den Kopf drehen oder schütteln, darf der Helm nicht verrutschen.

Damit Sie auf Anhieb nach der richtigen Größe suchen können, sollten Sie diese wie folgt ermitteln:

  1. Kopfumfang messen: Nehmen Sie ein Maßband und legen Sie es knapp über den Augenbrauen und den Ohren an – dies ist die breiteste Stelle des Kopfes. Notieren Sie sich den gemessenen Wert.
  2. Mit Größentabellen vergleichen: Jeder Hersteller hat eigene Tabellen. Ein L bei Marke A kann ein M bei Marke B sein. Orientieren Sie sich deshalb immer an den metrischen Angaben und nehmen Sie Ihren gemessenen Wert als Ausgangspunkt.
  3. Ausführliches Probetragen: Setzen Sie den Helm auf und verschließen Sie ihn. Tragen Sie ihn mindestens 10 Minuten lang und bewegen dabei Ihren Kopf, inklusive reden, kauen, nicken.
  4. Alternativen probieren: Drückt es an den Schläfen oder im Nacken? Dann probieren Sie eine andere Größe oder Form.

Auch Ihre Kopfform ist entscheidend dafür, wie der Helm sitzt. Natürlich ist nicht jeder Kopf gleich: Manche haben eine eher runde Form, andere sind schmal und langgezogen. Eben deshalb unterscheiden sich auch die Helme in ihrer Form.

Hinweis: Die meisten europäischen Hersteller (z.B. Schuberth, BMW, Nolan) bauen eher für ovale Köpfe, während asiatische Marken (wie HJC oder Shoei) oft runder konzipieren. Klingt banal, macht aber den Unterschied zwischen Wohlfühlfaktor und Kopfschmerzen.

Viele Helme gibt’s mit austauschbaren Innenpolstern. Manchmal reichen schon ein paar Millimeter mehr oder weniger Schaumstoff, um aus einem ertragbaren einen idealen Sitz zu machen.

Generell sollten Sie unbedingt auf herausnehmbare und waschbare Innenpolster achten. Denn mit der Zeit sammelt sich im Helm so einiges: Schweiß, Staub, Sonnencreme. Hochwertige Modelle bieten zudem Polsterungen aus antibakteriellen Materialien, damit diese länger frisch und geruchslos bleiben.

Auch Brillenträger sollten die Ausstattung beachten: Viele Helme haben spezielle Aussparungen, damit die Brillenbügel nicht drücken. Das kann störende Druckstellen vermeiden.

Motorrad parkt auf einer Straße und ein Helm hängt am Lenker.

Unterwegs gehört der Motorradhelm zu den wichtigsten Ausstattungsmerkmalen.

2. Aus welchem Material kann ein Motorradhelm bestehen?

Der Helm ist mehr als nur seine äußere Hülle, aber diese kann einen riesigen Unterschied machen. Welches Material Sie wählen, sollten Sie davon abhängig machen, wie häufig und welche Strecken Sie fahren.

Drei Hauptmaterialien dominieren den Markt:

  • Polycarbonat (Thermoplast): Preiswert, solide, aber meist etwas schwerer. Perfekt für Einsteiger oder Gelegenheitsfahrer.
  • Fiberglas (Komposit): Robust, relativ leicht, gute Balance aus Schutz und Komfort.
  • Carbon (Kohlefaser): Leicht wie eine Feder, extrem widerstandsfähig – aber auch teurer.

Unsere Empfehlung für längere Touren: Fiberglas-Helme. Carbon ist als das Nonplusultra bekannt, aber wenn Sie nicht gerade auf der Rennstrecke unterwegs sind, reicht hochwertiges Fiberglas absolut aus.

3. Welche Faktoren beeinflussen den Komfort?

3.1. Gewicht

Ein zu schwerer Helm mag bei kurzen Strecken noch erträglich sein. Doch wenn Sie lange Strecken zurücklegen und den Helm täglich über mehrere Stunden hinweg tragen, spüren Sie bald jedes überflüssige Gramm. Ein leichter Helm bedeutet weniger Nackenverspannungen, weniger Kopfschmerzen und schlichtweg mehr Fahrfreude.

Deshalb: Achten Sie beim Kauf auf das Gewicht. Zwischen 1.200 und 1.500 Gramm ist ein guter Durchschnitt. Je leichter, desto angenehmer – aber bitte nie zulasten der Sicherheit.

Frau auf einem Motorrad schließt den Helm.

Häufig können Sie bei den jeweiligen Modellen zwischen verschiedenen Verschlussarten wählen.

3.2. Belüftung

Gerade im Sommer kann es unter einem Helm zu einer starken Wärmebelastung kommen. Wer schon bei 35 Grad im Stau stand, weiß: Ohne gute Belüftung kann jeder Kilometer zur Tortur werden.

Um eine ausreichende Belüftung zu gewährleisten, sollten Sie darauf achten, dass Ihr Helm folgende Kriterien erfüllt:

  • Luftkanäle vorn am Kinn & oben am Kopf
  • Effektive Auslässe hinten für den Luftabfluss
  • Einfache Bedienbarkeit auch mit Handschuhen

Tipp: Nehmen Sie sich beim Probetragen Zeit und testen Sie die Belüftungsschlitze ausgiebig. Einige Fachgeschäfte bieten sogar die Möglichkeit der Probefahrt an.

3.3. Lautstärke

Viele unterschätzen, wie laut es im Helm werden kann – vor allem ab 100 km/h Fahrtgeschwindigkeit. Anhaltender Lärm durch Fahrtwind kann nicht nur anstrengend sein, sondern auch Ihr Gehör langfristig schädigen.

Gerade wenn Sie lange Touren planen oder oft auf der Autobahn unterwegs sind, sollten Sie auf aerodynamisch optimierte Modelle mit ausgefeilter Schalldämmung zurückgreifen. Manche Hersteller bieten sogar spezielle „Flüster-Modelle“ an.

Und noch ein Geheimtipp: Gute Ohrstöpsel machen einen enormen Unterschied. Wenn Sie Modelle nutzen, die gut in Ihr Ohr passen und lange getragen werden können, verbessert dies die Fahrtqualität erheblich.

3.4. Zusätzliche Features

Mittlerweile sind die meisten Helme mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet, die neben der Sicherheit auch den Fahrtkomfort erhöhen sollen.

Zu den beliebtesten Extras zählen etwa folgende:

  • Bluetooth-Kompatibilität für Navi-Ansagen, Musik oder Intercom
  • Notfall-Riemen, mit denen Rettungskräfte den Helm im Ernstfall leichter abnehmen können
  • Reflektierende Elemente für bessere Sichtbarkeit bei Nacht

Auch wenn für keines dieser Beispiele eine Pflicht besteht, kann es sich bei häufigen und langen Touren definitiv lohnen, für diese Features etwas mehr Geld auszugeben.

Fazit: Ein guter Helm ist Investition und Lebensversicherung zugleich. Er schützt nicht nur den Kopf, sondern macht den Unterschied zwischen einer anstrengenden und einer entspannten Fahrt. Es ist daher wichtig, dass Sie viel Zeit in die Auswahl investieren, bevor Sie sich für einen Helm entscheiden.


Zum Autor

Für Meli Schönbrodt ist Motorradfahren mehr als ein Hobby – es ist ein Lebensstil. Mit seiner BMW GS 1250 “Alita” hat er bereits über 25 Länder bereist und dabei mal unter freiem Himmel, mal in Hotels übernachtet. Unter dem Namen Kettenöl und Ravioli dokumentiert er seine Reisen bei YouTube, Instagram und TikTok. Hier gibt Meli seine Erfahrungen, Herausforderungen sowie Empfehlungen an all jene weiter, die seine Leidenschaft für das Motorradfahren teilen und von seiner Expertise profitieren können.

Bildnachweise: Adobe Stock/kaninstudio, Adobe Stock/Petro, Adobe Stock/Yakobchuk Olena, Adobe Stock/pikselstock (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)