Seit Jahren schon schallt sie aus immer mehr Kinderzimmern: Die Toniebox. Bald zehn Millionen Lautsprecher und über hundert Millionen der dazu passenden Figuren sind bereits über die Ladentheke gegangen. Jetzt ist die nagelneue Toniebox 2 auf dem Markt und soll den ungebrochenen Trend zukunftssicher machen. Eltern, die bislang beim Blick aufs Preisschild geschluckt haben, müssen nun besonders tapfer sein: Die singende, klingende Box ist deutlich teurer als ihr Vorgänger. Lohnt sich die Anschaffung? Wir haben es getestet, mit dem kritischsten Publikum: Kindern.

Die Toniebox 2 beschallt unsere zwei kleinen Tester im Kinderzimmer-Testlabor.

Ins Hörspiel vertieft: Unsere Junior-Tester mit der himmelblauen Toniebox 2.

Bewährte Qualität und neue Funktionen

Bereits der erste Toniebox 2-Test ergab: Die Toniebox 2 bleibt ihren simplen Funktionsprinzipien treu: Figur draufstellen, Musik genießen. Die Ohren der Toniebox 2 machen laut und leise, durch Kippen oder Klopfen an die Seite lässt sich vor- und zurückspulen. Perfekt für kleine, manchmal grobmotorige Kinderhände. Dabei ist die Toniebox 2 etwas schwerer als die erste Version und etwas runder an den Ecken und Kanten: Manch einer wird wahrscheinlich gar nicht bemerken, dass plötzlich eine andere Toniebox im Kinderzimmer steht. Die alten Figuren sind mit der neuen Toniebox 2 kompatibel und müssen nicht ersetzt werden.

Dabei hat der Hersteller fleißig nachgebessert und ein ausgereiftes Produkt auf den Markt gebracht, das neue Einstellmöglichkeiten bietet. Oben leuchtet ein farbenfroher LED-Ring, der sich wie ein schönes Nachtlicht dimmen oder ganz ausschalten lässt. Der Sleep-Timer macht den Lautsprecher abends leiser und schaltet ihn nach einer festgelegten Zeit aus. Neu ist auch die Lichtwecker-Funktion, welche freundliche Musik mit den Farben des Sonnenaufgangs kombiniert.

Besonders gefiel unseren kleinen Testern, dass viel Liebe im Detail steckt. Die Lautstärke ist stufenlos regelbar – und nicht mehr bloß auf 25, 50 (zu leise!) oder 75 (zu laut!) Prozent, wie beim Vorgängermodell. Die Installation der Toniebox 2 ist zudem einfach, der Akku läuft länger. Besonders toll: Der Speicher kann sich noch mehr Figuren gleichzeitig merken, und die App läuft flüssig – keine Selbstverständlichkeit in der heutigen Zeit.

Toniebox 2 mit darauf abgestellter Figur und leuchtendem LED-Ring.

Sehr gelungen ist der LED-Ring mit umlaufendem Leuchteffekt.

So sehenswert der Leuchtring ist, so hörenswert der Lautsprecher: Die Tonqualität hat sich verbessert. Vermutlich ist das eher ein Verkaufsargument für freiwillig oder unfreiwillig mithörende Eltern. Denn unseren kleinen Fans ist es ziemlich egal, welche Bässe und Höhen die bunte Musikbox erreicht, während die Paw-Patrol- oder Weihnachtsbäckerei-Hörfigur zum achtzehnten Mal abgespielt wird.

Etwas stirnrunzelnd betrachten wir die neue USB-C-Ladefunktion. Zwar kann endlich das klobige Ladekabel weg und das gewöhnliche Handy-Ladekabel verwendet werden. Das muss es allerdings auch, denn das mitgelieferte Ladekabel ist sehr knappe 22 cm kurz. Diese „Länge“ ist gezwungenermaßen so kurz, um eine Strangulation auszuschließen und die Einstufung als Spielzeug für Kleinkinder zu ermöglichen. Unnötig scheint dabei, dass der Hersteller mit dieser Altersfreigabe Werbung macht, als sei die Toniebox 1 nicht sowieso schon immer von Kleinkindern verwendet worden.

Das USB-C-Ladekabel der Toniebox neben zwei Haargummis und zwei Haarspangen.

Aufgerollt ist das USB-C-Ladekabel der Toniebox 2 so klein wie ein Haargummi – eine Sicherheitsmaßnahme, um die Musikbox für unter Dreijährige bewerben zu können.

Revolution: Tonieplay?

Größte Neuerung an der Toniebox 2 soll das interaktive „Tonieplay“-Spielelement werden. Hierzu bietet der Hersteller einen neutralen Drehknopf („Controller“) an, der auf die Kiste aufgesteckt werden kann. Ebenfalls hinzugekauft werden muss (ähnlich einer klassischen Figur) ein Tonieplay-Set, welches aus einer Aufsteck-Karte für die Box und Zubehör wie etwa Spielkarten besteht. Durch das Drehen des Controllers zu einem bestimmten Zeitpunkt während des Hörspiels können die Kinder selbst entscheiden, welche Richtung die Geschichte einschlagen soll, außerdem Rätsel lösen, Quizfragen beantworten oder Spiele spielen.

Das soll neben der jüngeren Zielgruppe auch sechs- bis achtjährige Kinder ansprechen, die langsam aus dem Toniebox-Alter herauswachsen. Für Kleinkinder ist der Vorgang zu komplex. Für die Älteren wird der Drehknopf wahrscheinlich nur vorübergehend interessant sein und zudem nicht alle Kinder gleichermaßen ansprechen. Hauptaufgabe der Toniebox ist nun mal die Hintergrund-Beschallung während eines ganz anderen Spiels, als Einschlafbegleitung oder zum Entspannen.

Abseits von diesem Zubehörteil stellen wir aber erfreut fest, dass bei der Entwicklung das Wichtigste am Produkt erhalten blieb: Einfache Bedienung, Robustheit, Angebotsvielfalt – und damit eben genau das, was für Kids wichtig ist.

Unser Tipp: Kaufen Sie die normale Toniebox 2 erst einmal ohne den Controller. Vielleicht gibt es ihn bald vielfach gebraucht zu kaufen. Und wenn nicht, können Sie ihn immer noch zum nächsten Geburtstag, zu Weihnachten oder Ostern nachbestellen.

Stolze 50 % teurer: Die Inflation ist auch bei den Tonies angekommen

Die VGL-Redaktion hat die Toniebox 2 zum Preis von 119,99 Euro (Starter-Set aus Abspielgerät und einem selbst bespielbaren, sogenannten Kreativ-Tonie) im stationären Handel erworben. Auch wenn der Preis in Zukunft noch etwas nachgeben mag, zeigt sich: Hier werden für die Kunden vorerst rund 50 % mehr fällig als beim alten Modell, das vielerorts für unter 80 Euro zu haben ist. Viel Geld für ein Musikspielgerät, zu dem noch zusätzlich die kleinen Figuren erworben werden müssen. Immerhin: Bereits vorhandene Figuren sind mit der neuen Toniebox 2 kompatibel.

Zwar ist die trällernde Box schon seit jeher teuer gewesen, aber nun schlägt die Inflation voll durch. Ein höherer Preis wäre mit dem mittlerweile etwas in die Jahre gekommenen Altmodell sicherlich schwer abrufbar gewesen. Große Hoffnung in den kommerziellen Erfolg der Toniebox 2 legen zumindest die Investoren von tonies SE, wie im Kurssprung Ende August, dem offiziellen Ankündigungstermin des neuen Modells, zu beobachten ist.

EIne Reiselieder-Toniefigur wird von einer Kinderhand beim Toniebox-2-Test auf die hellblaue Musikbox gestellt.

Ein kleines Trostpflaster beim Preis gibt es dann doch: Die alten Figuren sind uneingeschränkt kompatibel. Wenn bald die erste Generation von Toniebox-Kunden ihre Geräte in den Ruhestand schickt und die schier unverwüstlichen Figuren auf die Flohmärkte geschwemmt werden, lässt sich vielleicht für kleines Geld ein Basis-Set zusammenstellen.

Lohnt es sich, die neue Toniebox 2 zu kaufen, wenn man die alte schon hat? Für unsere Familie ein ganz klares Nein. Der Nachfolger hat zwar ein paar neue Funktionen und insgesamt einige kleine Verbesserungen erfahren, aber unverzichtbar ist nichts davon. Wer nicht mit seinen Kindern auf die Spielfunktion mit dem Controller hinfiebert, kann guten Gewissens bei seiner Toniebox 1 bleiben.

Sollte man jetzt noch eine Toniebox der ersten Generation kaufen, bevor sie aus dem Handel verschwindet? Auch hier lautet unsere Antwort: Nein! Wer noch keine Toniebox besitzt, aber über eine Anschaffung nachdenkt, für den lohnt sich die Toniebox 2. Die Neuerungen sind in ihrer Summe durchaus die derzeit vierzig Euro extra wert, wenn man die lange Nutzungsdauer des Produkts bedenkt.

Ein paar kleine Verbesserungen hätte sich unsere Familie bei dem üppigen Preis trotzdem noch gewünscht: Etwa, dass das nervige Geräusch des Lauter-Stellens am Ohr aufhört, wenn die Toniebox ihre Maximallautstärke erreicht hat. Und wo ist eigentlich die türkisfarbene Toniebox 2, die in anderen europäischen Ländern verfügbar ist?

Bildnachweise: VGL/Georg Baum, VGL/Georg Baum, VGL/Georg Baum, VGL/Georg Baum (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)