Der März steht im Zeichen der Gleichberechtigung: Am 8. März soll der Weltfrauentag auf weiterhin bestehende Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen aufmerksam machen. Zudem ist am 7. März der Equal Pay Day, der symbolisch die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern darstellt.
Dabei ist die Gehaltslücke zwischen Mann und Frau je nach Branche unterschiedlich ausgeprägt. Eine Analyse von Vergleich.org zeigt, in welchen Berufen Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen am wenigsten verdienen!
- Auf Platz 1: Medientechnologe/in Druck! Mit einem Gehaltsunterschied von 28,66% sind die einstmaligen Buchdruckerinnen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen am stärksten unterbezahlt.
- Auf Platz 2: Rechtsanwaltsgehilfe/in! In diesem durchaus anspruchsvollen Beruf verdienen Frauen 28,29% weniger als Männer – Platz 2.
- Auf Platz 3: Filialleiter/in! Trotz der hohen Verantwortung dieses Berufs liegt die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen hier bei 27,25%.
- Auf Platz 4: Bankkaufmann/frau! Auch im gewöhnlich gut betuchten Bankwesen werden Frauen zu 23,26% schlechter bezahlt als männliche Kollegen.
- Auf Platz 5: Architekt/in! Der künstlerisch kreative Beruf mit Expertise landet mit 23,05% auf Rang 5 der größten Gehaltslücken zwischen Männern und Frauen.
Berlin – Der statistische Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen, der Gender Pay Gap, rückt seit Jahren immer mehr in den Fokus des öffentlichen Interesses. Seit 2016 verringert er sich auch geringfügig und liegt laut Statistischem Bundesamt (2020) im Durchschnitt bei 18%.
Die Bundesregierung hat sich zur Aufgabe gesetzt, den GPG bis 2030 auf 10 % zu reduzieren, um auch den Status als eines der Schlusslichter im EU-GPG-Ranking (Durchschnitt bei 14%) zu verbessern. Die Vergleich.org-Redaktion hat zusammengetragen, in welchen Branchen der GPG am größten ist – hier sind die Ergebnisse!
Auf Platz 1: Medientechnologe/in Druck!
10 Jahre nach Gutenbergs revolutionärer Erfindung fand eine Medienrevolution in Deutschland aufgrund des Buchdrucks statt. Buchdrucker*innen bildeten damals jedoch keine Zunft, sondern galten als freie Künstler*innen.
Heutzutage, genau genommen seit dem 01.08.2011, tragen Buchdrucker*innen die Berufsbezeichnung “Medientechnolog*innen Druck” – eine zeitgemäße Adaption einer historischen Professur. Mit 28,66 % Gehaltsunterschied macht sich der Gender Pay Gap hier am stärksten bemerkbar.
Auf Platz 2: Rechtsanwaltsgehilfe/in!
Für den Beruf der Rechtsanwaltsgehilf*innen ist eine Ausbildung in einer Rechtsanwaltskanzlei notwendig. Die Zahl der Azubis ist in diesem Bereich seit 2008 fast um die Hälfte zurückgegangen.
Das mag vor allem an der im Verhältnis zur erforderlichen Cleverness und dem gestellten Anspruch geringen Entlohnung liegen. Auch die Frauen verdienen durchschnittlich 28,29 % weniger als ihre männlichen Kollegen – Platz 2 der am stärksten vom Gehaltsunterschied betroffenen Berufssparten.
Auf Platz 3: Filialleiter/in!
Auf Platz drei der Berufe mit dem größten Gender Pay Gap landen die Filialleiter*innen. In ihrer leitenden Tätigkeit im Einzelhandel übernehmen sie Verantwortung über das Personal, finanzielle Bereiche sowie Marketing- und Werbemaßnahmen.
Als Bindeglied zur Geschäftsführung wird von ihnen Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein und nicht selten zeitliche und auch lokale Flexibilität erwartet. Nichtsdestotrotz werden Frauen hier im Schnitt 27,25 % schlechter bezahlt.
Auf Platz 4: Bankkaufmann/frau!
Eine Ausbildung im Bankwesen zählte lange zu den beliebtesten Ausbildungsberufen, nicht zuletzt aufgrund der guten Bezahlung und Karriere-Möglichkeiten. Allerdings ist der Bankensektor auch von der Digitalisierung betroffen – 2008 bis 2018 schlossen z.B. 12.000 Filialen in Deutschland.
Viele Mitarbeiter*innen werden durch Computer oder Online-Angebote ersetzt. Auch ist für die meisten hochdotierten Berufe in diesem Sektor mittlerweile ein Studium unabdingbar. Mit einem Gehaltsunterschied von 23,26 % liegt der Beruf des Bankkaufmanns / der Bankkauffrau auf Platz 4.
Auf Platz 5: Architekt/in!
Wurden Architekt*innen früher meist noch als brotlose Künstler*innen verlacht, wurde diese Reputation durch eine Umstrukturierung des Studiums geerdet, das seine Studierenden zu professionellen Bauleiter*innen mit Expertise hinsichtlich der steigenden Ansprüche der Wirtschaft formt.
Die Nachfrage nach Architekt*innen steigt stetig, heutzutage gibt es über 137.000 von ihnen in Deutschland. Dabei beträgt die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen 23,05 % – Rang 5.
Der Gender Pay Gap (GPG) Der GPG kennzeichnet die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen. Dabei unterscheidet man zwischen dem unbereinigten und dem bereinigten GPG. Der unbereinigte GPG umfasst den Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer*innen, während der bereinigte GPG den Verdienstunterschied im Hinblick auf vergleichbare Qualifikationen, Erwerbsbiographien und Tätigkeiten darstellt. Der unbereinigte GPG ist vor allem strukturbedingt und u.a. darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Branchen arbeiten, sie seltener Führungspositionen erreichen und häufiger als Männer in Teilzeit- und Minijobs arbeiten. Grund dafür seien oft die Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen sowie persönliche oder familiäre Verpflichtungen. Generell leisten Frauen wesentlich mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer. Auf den bereinigten GPG lassen sich 29% der Gehaltsunterschiede zurückführen. |
Auf Platz 6: Zahntechniker/in!
- Gender Pay Gap: 22,60%
- mehr als die Hälfte in dieser Branche ist weiblich (32.000 von ca. 55.000)
- auch mit einem Meister-Abschluss ist die Lücke zwischen den Verdiensten nur geringfügig kleiner (3.332 Euro im Vergleich zu 4.016 Euro)
Auf Platz 7: Industriekaufmann/frau!
- Gender Pay Gap: 21,65%
- zählt zu den bestbezahlten Ausbildungsberufen mit vielseitigen kaufmännisch- betriebswirtschaftlichen Aufgabenbereichen und guten Zukunftsperspektiven
- Auch wenn die Zahl der Azubis rückläufig ist, gibt es immer noch rund 45.000 Auszubildende
Auf Platz 8: Einkäufer/in!
- Gender Pay Gap: 21,40%
- spielen bedeutende Rolle in der Wertschöpfungskette und haben (un-)mittelbaren Einfluss auf den Gewinn eines Unternehmens
- spezialisieren sich in strategische, technische und operative Einkäufer*innen und sondieren den Markt, um Unternehmensprozesse im effizienten Fluss zu halten
Auf Platz 9: Metallbearbeiter/in!
- Gender Pay Gap: 20,92%
- stellen Baukonstruktionen aus dem Material ihres Fachbereichs her und führen mitunter Maschinen und Wartungsarbeiten an diesen durch
- Drehen, Schleifen, Nieten, Fräsen, Bohren, Schmieden oder Zurichten von Metall sind obligatorische Kernkompetenzen
Auf Platz 10: Bürokaufmann/frau!
- Gender Pay Gap: 20,90%
- neue Bezeichnung seit 2014: Kauffrau und Kaufmann für Büromanagement
- Organisation und Sicherstellung der Arbeitsabläufe im Büro, da sie in allen Branchen gebraucht werden, ist das Gehalt bei der Ausbildung je nach Branche unterschiedlich
Bildnachweise: VGL/vergleichorg/sonja, VGL/vergleichorg/sonja (chronologisch bzw. nach der Reihenfolge der im Kaufratgeber verwendeten Bilder sortiert)
Dass Architektinnen im Schnitt 23,5 % weniger Brutto als männliche Architekten haben geht m.E. auch darauf zurück, dass Männer öfter Bauleitung machen, was am höchsten bezahlt wird. Dabei können Frauen das genauso gut, ihnen wird der Job nur nicht gegeben, wenn ein Kollege dazu bereitsteht. Hie herrschen immer noch uralte Vorurteile gegen die Frau am Bau.