Von Krallen, Kräften und Klassenräumen – Kinder- und Jugendbücher, die so ähnlich sind wie “Woodwalkers”

Die Buchreihe “Woodwalkers” von Katja Brandis hat sich in kürzester Zeit als moderner Klassiker der deutschsprachigen Jugendfantasy etabliert. Die Erstauflage kam 2016 auf den Buchmarkt und begeistert seitdem Millionen von Leser:innen, auch international. Inzwischen gibt es eine ganz Bandbreite an Buchstaffeln sowie Spin-offs mit Fokus auf die Freunde (“Woodwalkers and Friends”) sowie die Lebensräume Wasser (“Seawalkers”) und Luft (“Windwalkers”). Es ist eine artenreiche, komplexe Fantasy-Welt entstanden, in der es nicht nur um die Kämpfe und Beziehungen zwischen den Protagonisten geht, sondern auch um die Herausforderungen in den natürlichen Lebensräumen unseres Planeten.

Natürlich sind es auch die ganz typischen Themen und Probleme, die junge Jugendliche beschäftigen, ob sie nun als Menschen zur Schule gehen oder ihrem Tierinstinkt nachgehen. Kids, die keine kleinen Kinder mehr sind, aber eben auch noch nicht so richtig selbstständige Jugendliche. Katja Brandis hat mit „Woodwalkers“ einen Hit für das Zielpublikum der 10- bis 14-jährigen gelandet, der auch Eltern beim Vorlesen Spaß macht. Und bei guten Buchvorlagen sind die Filmemacher schnell zur Stelle. Die Reihe wurde bereits in 2 Kinofilmen auf die Leinwand gebracht.

Ganz knapp angerissen: Worum geht es in den Büchern? Carag lebt als “Woodwalker” mit seiner Puma-Familie in der Wildnis der USA und entscheidet sich, in der Menschenwelt zu leben. Er verabschiedet sich auf unbestimmte Zeit von seiner Familie und geht an die Clearwater High, einem Internat ausschließlich für Gestaltwandler. Schüler:innen und Lehrkräfte dort sind allesamt “Woodwalker”, die eine Menschengestalt und zusätzlich eine Tiergestalt haben, zwischen denen sie wechseln können.

Carag knüpft hier zum ersten Mal feste Freundschaften außerhalb der Puma-Welt und empfindet eine erste zarte Liebe. Doch er muss sich auch mit den Drohungen eines aggressiven Wolfsrudels an der Schule auseinandersetzen, die ihm nicht nur als Mensch, sondern auch in Tiergestalt an den pelzigen Kragen wollen. Weil Carag eine ganz besondere zweite Gestalt, den Puma, hat, werden schnell mächtige, verbrecherische Persönlichkeiten auf ihn aufmerksam und bringen ihn, seine Freunde und seine Welt in Gefahr.

Vielleicht sind diese Romane so erfolgreich, weil die Kinder sich beim Lesen ernst genommen fühlen können. Obwohl die Zielgruppe so jung wie die Protagonisten ist, ist die sprachliche Umsetzung der Geschichte nicht simpel. Es sind definitiv keine Lesehilfe-Bücher! Die Kommunikation findet auf Augenhöhe statt, es gibt jede Menge witzige Passagen, aber auch der komplexe Wortschatz und die tolle Erzählweise sind ein richtig toller Fundus für junge Jugendliche, die mehr wollen als Bilder und einfache Sätze. Zum Vergleich: Die äußerst beliebte Reihe “Die Schule der magischen Tiere”, die ja sogar noch ältere Jugendliche anspricht, überzeugt mit spürbar einfacherer Sprache. Mit um die 300 Seiten pro Roman haben Kinder hier auch lange Lesespaß. Zudem ist die Umsetzung mit schönen Illustrationen im Innenteil und einer unverwechselbaren Umschlaggestaltung richtig toll gelungen.

Brandis nimmt sich genau die richtige Zeit, um die Handlung aufzubauen, die Charaktere lebhaft zu gestalten und trifft die Lebenswelt der Zielgruppe. Es ist eine spannende Lektüre sowohl für Mädchen als auch für Jungen, um sich darin zu verlieren und mit Carag, Holly und Brandon mitzufiebern.

Für Eltern gibt es auch einen wunderbaren Nebeneffekt: Kinder lernen hier nebenbei sehr viele interessante Fakten über jede Menge Tierarten, die ganz wunderbar natürlich in die Geschichte integriert sind und die Handlung mittragen. Auch über Tiere, die in den sonst so langweiligen Büchern über Zoobesuche oder falsche Pferdehofromantik überhaupt nicht alltäglich sind. Oder was wissen Sie über Rothörnchen, Bisons, Weißkopfseeadler oder Ameisenlöwen? Ihr Kind wird nach der Lektüre die Plaketten im Zoo beschriften können!

„Die Tierwandler“ von Martina Baumbach

Diese mehrteilige Jugendfantasy “Die Tierwandler” ist inhaltlich den „Woodwalkers“ zunächst sehr ähnlich, auch einige leichte Parallelen zu “Die Schule der magischen Tiere” sind zu spüren. Merle und Finn gehen in die 4. Klasse, werden in die AG „Sport für besondere Talente“ aufgenommen und müssen plötzlich mit der Fähigkeit klarkommen, sich in Tiere zu verwandeln. Mit viel Humor, Leichtigkeit und Fantasie erzählt die Reihe von Freundschaften, Schulabenteuern und ganz viel Magie. Perfekt für jüngere „Woodwalkers“-Fans.

Du suchst Jugend-Fantasy für jüngere Lesebegeisterte? Dann sind „Die Tierwandler“, „Die Schule der magischen Tiere“ oder „Die Spiderwick-Geheimnisse“ die Tipps für dich!

„Oksa Pollock. Die Unverhoffte: Band 1“ von Anne Plichota & Cendrine Wolf

Oksa fühlt sich immer etwas anders, bis sie entdeckt, dass sie magische Kräfte besitzt und zur Erbin einer geheimen Welt wird. Sie ist die “Unverhoffte” und hat den Auftrag, das verschwundene Land Edefia zu finden, aus dem ihre Familie stammt. Die Reihe begeistert mit Humor, Action und einer entschlossenen Heldin. Wer in der „Woodwalkers“-Reihe die Selbstfindung der jungen Tierwandler:innen liebt, wird auch die magische Oksa mögen. Eine mehrteilige Jugendfantasy-Reihe, die vor Abenteuerlust nur so strotzt und vor allem Kinder und Jugendliche ab ca. 10 Jahren anspricht.

„Die Schule der magischen Tiere“ von Margit Auer

“Die Schule der magischen Tiere” ist der Kinder- und Jugendliteraturklassiker der letzten Jahre schlechthin. Das Mädchen Ida zieht in eine neue Stadt und kommt an ihrer neuen Schule in Miss Cornfields Klasse. Diese außergewöhnliche Lehrerin und ihr Bruder, Mortimer Morrisson, können mit magischen Tieren sprechen. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass die Kinder der Klasse nach und nach Tiere an die Seite gestellt bekommen, als magische Gefährten und treue Freunde. Die Reihe verbindet Alltag, Freundschaft und kleine Abenteuer mit einem Hauch Magie. Die besondere Erzählweise, bei der in jedem Buch andere Kinder der Klasse mit ihren individuellen Stärken und Sorgen im Fokus stehen, ermöglicht es nahezu jedem lesenden Kind, eine eigene Identifikationsfigur im Kosmos der magischen Tiere zu finden.

Die Bücher sind immer mit viel Witz und Leichtigkeit erzählt. Dennoch bekommt jede Figur seinen eigenen Raum für die individuelle Entwicklung mit jeweils einem tierischen Freund, das auf ihn aufpasst und in jeder Situation bedingungslos unterstützt. Genau die Art von Freundschaft also, die sich alle Eltern für ihre Kinder wünschen. Für jüngere „Woodwalkers“-Fans eignet sich die Reihe als humorvolle und leichtere Alternative – ohne Verwandlung, aber mit viel Tierliebe und magischem Schulflair. Diese mehrteilige Kinderfantasy-Reihe begeistert seit Jahren ein Millionenpublikum, hat inzwischen einige Spin-offs, wie „Die Schule der magischen Tiere. Endlich Ferien“, und wurde mehrfach verfilmt. Auch die Filmmusiken laufen in Playlists, Kindergärten und Tanz-AGs hoch und runter. Zurecht, es ist tolle Kindermusik mit relevanten Themen und poppigen Rhythmen.

„Ein Mädchen namens Willow“ von Sabine Bohlmann

Große Liebe zur Natur, zarte Waldmagie, tiefe Freundschaft, ein sprechendes Buch und beschützende Krafttiere – das sind die Zutaten, aus denen die wunderschöne Buchreihe “Ein Mädchen namens Willow” besteht. Willow bekommt von ihrer Großtante Alwina nicht nur einen geheimnisvollen Wald vererbt und ein verwunschenes Häuschen geschenkt, sondern entdeckt dabei auch, dass sie Hexenkräfte besitzt. Gemeinsam mit ihrem Fuchs Rufus und drei Hexenfreundinnen sowie dem magischen Buch muss sie lernen, ihre Kräfte zu beherrschen und gleichzeitig den Wald und seine magische Ordnung gegen eine Bedrohung zu schützen. Vor allem für Leser:innen von „Woodwalkers“ bietet dieses Buch eine spannende Alternative: Es verbindet Natur- und Tiernähe mit der Thematik des Andersseins und einer jungen Coming-of-Age-Story. Wirklich empfehlenswert und auch spannend beim Vorlesen.

Du suchst mehr Geschichten über Freundschaften mit Tieren und Natur? Dann lies „Ein Mädchen namens Willow“ oder „Wolfsbruder“! Sie werden dir gefallen.

„School of Talents“ von Silke Schellhammer

Alva entdeckt, dass sie Tiere verstehen kann und wird an eine geheime Schule für Kinder mit besonderen Fähigkeiten eingeladen. Außergewöhnlich heißt: gestaltwandeln, durch Wände laufen, schrumpfen oder schweben… In der „School of Talents“-Reihe lernen alle, mit ihren Begabungen umzugehen – und das natürlich nicht ohne das notwendige Quäntchen Spannung und geheimnisvolle Rätsel. Die Reihe bietet Abenteuer, Freundschaft, Chaos und Schulalltag mit übernatürlicher Note. Für „Woodwalkers“-Fans besonders bekannt ist das Internatssetting und die Entwicklung junger Talente, allerdings mit leichterem Ton und richtig viel Lesespaß für alle ab 8 Jahren.

„Der Feuerrabe“ von Vera Reh

In einer magischen Stadt Balderwald entdeckt der 14-jährige Eric ein uraltes Geheimnis um Druiden und Magie. Die Atmosphäre ist dicht, das Tempo hoch und die Spannung so stark, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen möchte. Anders als bei den anderen Tipps werden in “Der Feuerrabe” aktuelle politische, auch gesellschaftskritische Themen wie Umweltschutz einbezogen. Und auch Erinnerungen an Harry Potter werden wach. Das Buch spricht junge Leser:innen im jungen Teenageralter an, die Stadtgeschehen, Worldbuilding und mysteriöse Magie mögen.

„Chronik der dunklen Wälder. Wolfsbruder“ von Michelle Paver

Wer es lieber historisch mag und sich fragt, wie die Menschen vor einigen tausend Jahren in der Steinzeit gelebt haben, dem sei “Wolfsbruder” empfohlen. Der 12-jährige Torak lebt in der Wildnis. Nach dem Tod seines Vaters sind seine einzigen Verbündeten ein junger Wolf und das Mädchen Renn. Gemeinsam versuchen sie, einen dämonischen Bären zu besiegen. Die Geschichte führt in eine mystische Steinzeitwelt mit Fantasy-Elementen, in der Natur, Prophezeiungen und das Überleben Hand in Hand gehen. Ideal für alle, die die Tierverbindung und Naturaspekte von „Woodwalkers“ lieben, aber mal etwas anderes als modernes Stadt- oder Internatsleben entdecken möchten.

„Mythen der Medusa“ von Katherine Marsh

Weil Ava in einem unkontrollierten Wutausbruch einen Mitschüler in Stein verwandelt, wird sie nach Venedig auf ein Internat für Kinder mit besonderen Fähigkeiten geschickt. In dieser geheimen Akademie werden alte griechische Mythologien lebendig und die Nachkommen der legendären Monster unterrichtet. Wer mythologisch angehauchte Fantasy und magische Schulen mag, sollte einen Blick wagen. Geeignet ist das Buch für Kinder ab etwa 10 Jahren.

Du suchst mehr Geschichten mit Magie, Mystik oder Internat? Dann versuche es mit „Mythen der Medusa“, „School of Talents“ oder „Oksa Pollock“!

„Die Spiderwick-Geheimnisse“ von Holly Black und Tony DiTerlizzi

Diese Reihe entfaltet einen ganz eigenen, ganz großen Zauber! Die Zwillinge Jared und Simon sowie ihre Schwester Mallory stoßen auf ein verborgenes Reich voller Gefahren in dem alten, geerbten Haus, hinter dessen Wänden jede Menge Geheimnisse und magische Wesen lauern. Es eignet sich für jüngere Leser:innen, die gerade lesen gelernt haben und die Welt der Bücher entdecken, aber noch nicht so viel Geduld für lange Geschichten mitbringen. In der Reihe “Die Spiderwick-Geheimnisse” warten viele fantasievolle Entdeckungen auf sie!

Die Magie von „Woodwalkers“ lässt sich kaum kopieren und das würden die Fans der Serie auch nicht gut finden, aber viele Jugendbücher greifen ähnliche Themen auf: Tierverwandlung, geheime Schulen, Magie, Identitätssuche und Freundschaft. Die hier vorgestellten Romane bieten spannende Alternativen für junge Leser:innen, die bis zum Erscheinen des nächsten Bands neue Lesevergnügen suchen. Selbst die überaus kritische 9-jährige Lektorin von diesem Text gibt ihr persönliches, wohlwollendes Prüfsiegel auf einige dieser Leseempfehlungen. Sie empfiehlt aus eigener Leseerfahrung besonders “Ein Mädchen namens Willow”, “Die Schule der magischen Tiere” sowie “School of Talents”.