Kann man mit Mahlzeitenersatz-Pulvern wirklich die herkömmliche Ernährung ersetzen? Langzeitstudien – vor allem zur Auswirkung auf die Darmflora – gibt es hierzu nicht, sodass bis dato keine gesicherte Aussage darüber getroffen werden kann. Aber Ernährungsexperten sind skeptisch und warnen vor der Gefahr einer Mangelernährung, zumal etwa die Soylent-Rezepte von einem Softwareentwickler und keinem Ernährungswissenschaftler entworfen wurden. Vor allem für amerikanische Fast-Food-Liebhaber sei Soylent aber die gesündere Alternative zu ihrem bisherigen Essverhalten.
Soylent als Nahrungsmittel anerkannt: Die Food and Drug Administration (FDA), die amerikanische Behörde für Lebens- und Arzneimittelüberwachung, hat das Originalprodukt Soylent 2014 als Nahrungsmittel eingestuft. Damit hat Soylent auch eine offizielle Nährwerttabelle erhalten.

Kohlsuppe gibt es sogar als Instant-Diät-Suppe im Handel (Marke: Biller).
Fest steht – das bestätigen Studien –, Shakes bzw. Trinknahrung sättigen in der Regel länger als feste Nahrung. Nicht umsonst sind Frauenmagazine voll mit Abnehm-Tipps rund um die berühmte Kohlsuppendiät oder die sogenannte Volumetrics-Diät, die auf Suppen als Sattmacher setzt. (Achtung: Die Rede ist hier nicht von cremigen Sahne-Suppen, sondern von kalorienarmen Suppen, die vorwiegend aus Gemüse bestehen.)
Warum das so ist? Das Volumen einer Suppe ist aufgrund der mineralstoffreichen Brühe höher als das einer festen Mahlzeit. Wenn Sie eine Suppe zu sich nehmen, dehnt sich Ihr Magen aus und es beansprucht mehr Zeit, bis sich der volle Magen wieder entleert, als würden feste Nahrungsbestandteile vom Magen in den Darm gelangen. Nach dem Genuss von Flüssignahrung hält demnach das Sättigungsgefühl länger an; der Hunger bleibt aus.
Der Grund sind Dehnungsrezeptoren in der Magenwand. Diese beeinflussen die Bildung des Hormons Ghrelin, das den Appetit steuert. Bei vollem Magen wird wenig Ghrelin produziert, bei leerem viel.
Diät-Tipp: Wenn Sie Ihre Hauptgerichte nicht komplett durch Flüssignahrung – ob als Shake oder Suppe – ersetzen wollen, können Sie zu einer klaren Suppe als Vorspeise greifen, die den Magen bereits etwas füllt und den ersten großen Hunger stillt. Erwiesenermaßen ist die nachfolgende Kalorien- und Fettaufnahme mit dem eigentlichen Gericht niedriger.

Die Vorverdauung findet im Mund statt. Doch wenn Nahrung nur in flüssiger Form aufgenommen wird, entfällt neben der Vorverdauung auch der Aspekt des Schmeckens.
Wenn wir ausschließlich Flüssignahrung zu uns nehmen, entfällt der Prozess des Kauens, bei dem die Lebensmittel mit unserem Speichel benetzt und gleitfähig gemacht werden – dies wird als Vorverdauung im Mund bezeichnet. Dass sich aufgrund unzureichender Kauprozesse Ihre Kiefermuskulatur zurückbildet, müssen Sie nicht befürchten, allerdings entfällt neben der Vorverdauung noch ein anderer wichtiger Aspekt: das Schmecken bzw. der Genuss. Die Geschmacksrezeptoren auf der Zunge haben beim Verzehren einer Trinknahrung kaum Zeit, Signale ans Gehirn zu senden. Diese warnen wiederum unseren Verdauungstrakt, dass demnächst Arbeit auf ihn zukommt.
Das „schnelle Essen“ kann zu Problemen führen, vor allem bei Personen mit sensiblem Verdauungssystem. In einem Artikel deutet die Ernährungswissenschaftlerin Dania Schumann darauf hin, dass dies insbesondere bei grünen Smoothies der Fall ist, da sie oft schwer verdauliche Gemüsesorten (z.B. Kohl oder Blattgemüse) enthalten.
Nebenwirkungen, die durch den Verzehr von Flüssignahrung auftreten können, sind:
- Blähungen
- Durchfall (vor allem bei zu schnellem Trinken)
- kalte Hände und Füße
- allgemeines Unwohlsein
Nicht zu vergessen, der soziale Aspekt der gemeinsamen Nahrungsaufnahme könnte leiden, würde jeder nur noch schnell einen Nährstoff-Shake zu sich nehmen. Das Kochen und die bewusste Auswahl von Zutaten sowie das gemeinsame Essen, sich dabei unterhalten und sich Zeit lassen, entfallen.
Zum Abschluss dieses Kapitels noch einmal eine Zusammenfassung der Vor- und Nachteile von Nährstoff-Shakes:
Vorteile- Flüssignahrung sättigt länger und stillt den Hunger früher
- Zeitersparnis, da das Einkaufen von Lebensmitteln und die Zubereitung von Gerichten entfallen
- in der Regel bilanzierte Nahrung (deckt Energie- und Nährstoffbedarf)
- zielorientierte Nährstoffzufuhr (zum Abnehmen, Zunehmen, Muskelaufbau etc.)
- leichter einzunehmen als feste Nahrung (bei Krankheit etwa)
- auf Allergiker und Personen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten abgestimmt
Nachteile- der soziale Aspekt des gemeinsamen Essens leidet
- Anwender vermissen früher oder später das Kauen fester Nahrung
- kann zu Verdauungs-Problemen führen
- sekundäre Pflanzenstoffe fehlen
- Gefahr der Mangelernährung bei ausschließlicher Trinknahrungs-Zufuhr (Langzeitstudien fehlen)
Fazit: Zur Zeitersparnis, zum Einsparen von Kalorien, um an Gewicht zuzulegen etc., kann Astronautenkost eine echte Alternative sein. Da aber Langzeitstudien noch fehlen, sollten Sie sich nicht ausschließlich mit Trinknahrung ernähren und hin und wieder auch mal feste Nahrung essen, um auch sekundäre Pflanzenstoffe zu sich zu nehmen.
Eure Nährwertangaben für „YFood“ beziehen sich auf 500ml, nicht auf 100ml 😉
Korrigiert das doch bite. YFood enthält nur 4,3g Zucker / 100ml (Schoko-Variante)
YFood hat meines Erachtens nach ein wesentlich besseres Preis-Leistungsverhältnis als Fresubin…
Beste Wünsche
Hallo Ben,
vielen Dank für den Hinweis zu unserem Astronautenkost-Vergleich.
Bitte beachten Sie jedoch, dass die Angaben zu den Inhaltsstoffen in der Tabelle mit „p. P.“ gekennzeichnet sind, also „pro Portion“ angegeben werden. Sicher wäre auch ein Vergleich der Inhaltsstoffe für 100 ml sinnvoll, jedoch ist Astronautenkost so portioniert, dass der Packungsinhalt möglichst in einer Mahlzeit verzerrt wird. Dies macht die Portionsgröße als Referenz zum Vergleich der Inhaltsstoffe durchaus nützlich.
Viele Grüße
Ihr Vergleich.org-Team
eine Frage, diese „neue“ Drink aus der Höhle des Löwen, könnt ihr das irgendwann mal mit in den Test aufnehmen?
diese Yfood drinks fallen doch auch unter dieser Kategorie, richtig?